Epigenetik des Krieges: Werden Traumafolgen vererbt?

Geflüchtete Kinder in einem Lager in Idlib, Syrien. Sollten sie im Krieg Gewalterfahrungen gemacht haben, zeigt sich das vielleicht sogar in ihrer Epigenetik. (Bildrechte: depositphotos / ikurucan)

Abermillionen Menschen sind weltweit auf der Flucht vor Krieg. Viele von ihnen mussten schreckliche Gewalt erleben. Gerade Kinder und Jugendliche sind oft traumatisiert. Doch welche Spuren hinterlassen Kriegserfahrungen in der Molekularbiologie betroffener Personen? Zwei Studien liefern jetzt spannende neue Erkenntnisse: Kriegstraumata scheinen das epigenetische Gedächtnis der Zellen zu verändern – und vielleicht werden diese Informationen sogar an folgende Generationen vererbt. (Zum Weiterlesen Titel anklicken.)

Epigenetik macht Tomaten süß

Unreife Tomaten sind bitter und giftig, denn sie enthalten steroidale Glykoalkaloide. (Bildrechte: Von Hans Bernhard (Schnobby) - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9466013)

Unreife Tomaten sind bitter und giftig. Wie die Früchte anderer unreifer Nachtschattengewächse – etwa Kartoffeln oder Auberginen – enthalten sie steroidale Glykoalkaloide. Diese Bitterstoffe schützen sie davor, zu früh gefressen zu werden.

Jetzt entschlüsselte ein chinesisches Forschendenteam, welche genetischen und epigenetischen Netzwerke aktiv werden, damit Tomaten exakt so reifen, dass sie dabei mehrere wichtige Eigenschaften koordiniert verändern (bitte Titel anklicken).

Adipositas mütterlicher Ratten verändert Epigenetik des Kinderhirns

Es gibt zunehmend Hinweise, dass krankhaftes Übergewicht bei schwangeren Müttern die Entwicklung des Gehirns des heranwachsenden Kindes beeinträchtigen kann. Die Epigenetik könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen (bitte Titel anklicken).

Gesunde Plazenta dank gesunder Epigenetik

Plazentagefäße der Maus (Bildrechte: Augustin/DKFZ)

Das wichtigste Organ im Leben eines Säugetier-Embryos ist die Plazenta der Mutter. Sie versorgt das heranwachsende Leben mit allen wichtigen Nährstoffen sowie Sauerstoff und entsorgt gleichzeitig dessen Abfall. Erstaunlicherweise ist dennoch vergleichsweise wenig über die Biologie des auch Mutterkuchen genannten Organs bekannt. Wie die Epigenetik jetzt Licht ins Dunkel bringt, lesen Sie in diesem Beitrag (Titel anklicken)

Stechmückenbeine können sich in Wärmesinn verwandeln

Takeshi Moreta et al.: Cross-modal sensory compensation increases mosquito attraction to humans. Science Advances 11, 01.01.2025, doi: 10.1126/sciadv.adn5758 Organismen können sich teils dramatisch verändern, ohne ihre Gene umzuschreiben. Das demonstriert nicht nur die Metamorphose der Insekten, etwa von der Raupe zum Schmetterling, sondern auch ein Effekt namens phänotypische Plastizität. Wasserflöhe bilden zum Beispiel Dornen, wenn… Stechmückenbeine können sich in Wärmesinn verwandeln weiterlesen

Wie die Epigenetik den Jojo-Effekt erklärt

Forschende entdeckten epigenetische Veränderungen in Fettzellen adipöser Menschen und Mäuse, die auch dann erhalten bleiben, wenn diese effektiv Gewicht verloren haben. Die Veränderungen bilden offenbar eine Art Gedächtnis und sind vermutlich verantwortlich für den Jojo-Effekt, also dafür, dass Menschen, die abgenommen haben, sehr viel leichter als andere zum Ursprungsgewicht zurückkehren. (Bitte Titel der Meldung anklicken.)

Wie Pflanzen Umweltanpassungen vererben

Weil bei manchen Vertretern des Echten Leinkrauts (Linaria vulgaris) ein Gen durch angelagerte Methylgruppen stumm geschaltet ist, verlieren die Blüten ihre für Lippenblütler typische Form. Diese epigenetische Mutation wird an die Nachkommen vererbt. Rechts eine epimutierte, links eine normale Blüte. (Bildrechte: Enrico Coen, Norwich, Großbritannien)

Jincan Che et al.: A nested reciprocal experimental design to map the genetic architecture of transgenerational phenotypic plasticity. Horticulture Research 11, 08/2024, uhae172. Dass Pflanzen epigenetisch gespeicherte Umweltanpassungen über viele Generationen hinweg vererben können, ist schon lange bekannt. Das echte Leinkraut (Linaria vulgaris) kommt deshalb in zwei Formen vor, die früher für unterschiedliche Arten gehalten… Wie Pflanzen Umweltanpassungen vererben weiterlesen

Epigenetische Veränderungen bei Long Covid

Erstaunlich viele Menschen sind betroffen von Long Covid, so dass sich inzwischen eine Art Pandemie nach der Pandemie abzeichnet: Bis zu 30 Prozent der früheren Covid-19-Patient*innen leiden je nach Analyse sogar noch zwei Jahre später an einem oder mehreren von mehr als hundert verschiedenen Symptomen. Die Hinweise häufen sich, dass dabei die Epigenetik ein Wörtchen mitredet. (Für die ganze Meldung, bitte den Titel anklicken.)

Bremst vegane Ernährung das Altern?

Der Deutsch-Amerikaner Steve Horvath stellte im Jahr 2013 seine Horvath‘s Clock genannte Methode vor, mit Hilfe einer recht einfachen Analyse des Musters epigenetisch aktiver Methylierungen an der DNA das biologische Alter von Menschen mit erstaunlicher Genauigkeit zu messen. Seitdem entwickelten Forschende gleich mehrere solcher epigenetischer Uhren. Es gibt mittlerweile sogar Selbsttests.
Jetzt zeigten Gesundheitswissenschaftlerïnnen um Varun Dwaraka aus Lexington, USA, dass auch die Ernährung einen messbaren Einfluss haben kann.

Epigenetik bereitet Gehirnzellen auf Gedächtnisbildung vor

Das Chromatin von Neuronen kann unterschiedlich kompakt sein (je roter desto kompakter). Je offener das Chromatin ist, desto eher ist die Zelle an der Gedächtnisbildung beteiligt (grün). (Bildrechte: Giulia Santoni / EPFL)

Wenn wir lernen, verändern sich Nervenzellen in unserem Gehirn. Das gelingt nicht zuletzt deshalb, weil die Zellen epigenetische Strukturen umbauen und so die Aktivierbarkeit ihrer Gene verstellen. Doch was entscheidet darüber, welche der vielen möglichen Zellen sich tatsächlich wandeln? Es sind nämlich immer nur wenige von vielen gleichartigen Zellen, die ein äußerer Reiz innerhalb eines Netzwerks erregt, die letztlich zur Gedächtnisbildung beitragen. Jetzt konnten Forschende aus Lausanne in Experimenten mit Mäusen zeigen, dass auch an dieser Vorauswahl der Nervenzellen die Epigenetik beteiligt ist.