Die Chronisch Lymphatische Leukämie (CLL) ist die häufigste und eine der vielfältigsten Arten von Blutkrebs. Manchmal verläuft sie aggressiv, oft aber auch vergleichsweise harmlos. Dennoch ist es schwierig, die Patienten aufgrund genetischer Mutationen zielgenau in Risikogruppen einzuteilen. Das hat auch damit zu tun, dass die CLL trotz ihrer Vielfältigkeit im Vergleich mit anderen Krebsarten sehr wenige genetische Veränderungen aufweist. Es liegt also nahe, dass epigenetische Veränderungen der Krebszellen, so genannte Epimutationen, eine bedeutende Rolle spielen. Für das Methylierungsmuster der DNA konnten Epigenetiker diese Vermutung bereits bestätigen (siehe Newsletter Epigenetik 01/13: Leukämie unterscheidet sich epigenetisch, und 01/16: Neuer Blick aufs Krebs-Epigenom).
Jetzt hat sich ein europäisches Team systematisch das zweite epigenetische Schaltersystem vorgenommen: die auch als Histon-Code bezeichneten biochemischen Veränderungen des Chromatin genannten DNA-Protein-Gemischs. Die Forscher um den Wiener Bioinformatiker Christoph Bock analysierten mit gängigen epigenomischen Tests 88 Proben von 55 CLL-Patienten. Dabei fanden sie eine Vielzahl verschiedener Chromatin-Profile, die sie mit Hilfe passender Algorithmen eindeutig in Verbindung mit bestimmten klinischen Formen der CLL bringen konnten. Offenbar spielen also auch Histonveränderungen eine wichtige Rolle bei der CLL. Diese Erkenntnis wird die Forschung weiter voranbringen und ermöglicht vielleicht schon bald einen neuartigen, besonders zuverlässigen Test für die frühzeitige Prognose des Krankheitsverlaufs bei CLL-Patienten.