Viele Studien zeigen, dass Veränderungen des Lebensstils die epigenetisch aktive Umgebung der Gene in betroffenen Körperzellen verwandeln und damit die Genregulation dauerhaft beeinflussen können. Überernährung prägt zum Beispiel die Epigenetik von Fettzellen, und Sport verändert die Epigenetik der Muskulatur. Nicht zuletzt deshalb nimmt man an, dass die Epigenetik jene Schnittstelle ist, über die der Lebensstil die Gesundheit und Lebenserwartung von Menschen beeinflussen kann.
Niemand wunderte sich deshalb, dass Forschende in früheren Studien im Blut von Menschen, die wegen einer Anorexia nervosa stark abgemagert waren, epigenetische Auffälligkeiten fanden. Das Leiden, das auch als Magersucht bezeichnet wird, schien vor allem die Umgebung eines Gens namens NR1H3 zu beeinflussen.
Allerdings widersprachen sich die Resultate: Mal waren in der Nähe des Gens an der DNA besonders viele, mal waren dort besonders wenige Methylgruppen angebracht. Das Gen konnte also mal besonders gut und mal besonders schlecht abgelesen werden.
Ein Team um Anke Hinney vom Universitätsklinikum Essen schaute deshalb jetzt bei 189 Patientinnen und 67 gesunden Kontrollpersonen ganz genau nach. Doch dieses Mal fanden sich am untersuchten Gen keinerlei systematische epigenetische Besonderheiten. Selbst bei drei Patientinnen, die Im Laufe des Beobachtungszeitraums dank einer erfolgreichen Therapie deutlich Gewicht zugelegt hatten, veränderte sich am NR1H3-Gen epigenetisch nichts.