Austin Taylor: Das Gefühl von Unendlichkeit. Heyne 2025.
Zwei ehrgeizige Chemie-Studierende in Harvard treffen sich im Hörsaal und verlieben sich ineinander. Letzteres werden sie sich allerdings erst sehr viel später eingestehen – wenn es im Grunde schon zu spät ist.
In den rasend schnell vorbeigehenden Monaten dazwischen gründen sie ein gemeinsames Start-Up und werden mit ihrer Idee eines epigenetisch funktionierenden Longevity-Medikaments reich und berühmt. Als sie endlich nicht nur als Forschende und Geschäftsleute ein Paar geworden sind, entpuppt sich die wissenschaftliche Basis ihres Erfolgs als viel zu dünn – und sie stürzen ab.
Der Roman „Das Gefühl von Unendlichkeit“ ist gut geschrieben, doch er überzeugt vor allem wegen seiner Nähe zur Forschung und der modernen Art ihrer Kommerzialisierung. Auch kleinste Entdeckungen werden zum Hype aufgebläht, damit Investierende darauf wetten können. Die Gewinne, die im Erfolgsfall winken, sind so gigantisch, dass erstaunlich viele Personen das Risiko wagen. Auf der Strecke bleibt leider viel zu oft die Wissenschaft.
Die Autorin Austin Taylor hat selbst Chemie in Harvard studiert. Und ganz offensichtlich begeistert sie sich für Epigenetik. Viele bekannte Epigenetiker*innen tauchen mit geändertem Namen im Buch auf. Ihre teils bahnbrechenden Experimente werden in die Story eingewoben. Im Anhang nennt Taylor dann korrekte Namen und zitiert die realen Studien, zum Beispiel Alejandro Ocampo und seine schon im Jahr 2016 publizierten Experimente zur epigenetischen Verjüngung von Mäusen.
Wer sich für Epigenetik interessiert, wird diesen Roman mit Genuss lesen. Eines der wichtigsten Forschungsgebiete unserer Zeit ist definitiv in der Mitte der Gesellschaft angekommen.