Sucht als epigenetisch gesteuertes Phänomen

Ian Maze et al.: Essential role of the histone methyltransferase G9a in cocaine-induced plasticity. Science 327,08.01.2010, S. 213-216.

Ist Sucht ein epigenetisch gesteuertes Phänomen? Eric Nestler glaubt ja: „Eine wachsende Zahl an Belegen unterstreicht, dass die stabilen Änderungen der Genaktivität in den betroffenen Nervenzellen des Belohnungssystems zumindest zum Teil auf epigenetischen Mechanismen beruhen”, sagte der amerikanische Psychiater und Suchtforscher vor einigen Jahren. Damals drückte er sich noch recht vorsichtig aus. Doch nun hat sein Team eine neue Studie mit Mäusen publiziert und damit einmal mehr bestätigt, dass die Epigenetik bislang hält, was sie für die Zukunft verspricht.

Häufiger Kokainkonsum führt danach zur Unterdrückung der so genannten Histonmethyltransferase G9a. Diese verändert die Histone genannten „Verpackungsproteine” an der DNA der Nervenzellen der Nuclei Accumbentes – und damit die Aktivierbarkeit vieler Gene in diesen als Belohnungszentren bekannten Nervenknoten. Dadurch schalten die dortigen Zellen in ein anderes Programm. Sie verzweigen sich leichter, was das gesamte Nervensystem in Zukunft empfänglicher für die Droge Kokain macht. Die Grundlage für eine bleibende Abhängigkeit ist gelegt. Die epigenetische Maschinerie – in diesem Fall vertreten durch das oben erwähnte Enzym, spiele also eine „bedeutsame Rolle bei der Langzeitwirkung von Kokain” schreiben die Forscher aus den USA.