Mit der CRISPR-Genschere Alkoholkrankheit heilen?

Modell: Alkoholkonsum in der Adoleszenz verändert die Epigenetik in der Amygdala. Das Chromatin zieht sich zusammen und das ARC-Gen kann nicht mehr gut abgelesen werden. Wird mit der Methode CRISPR/dCas9 das Chromatin gelockert (grün), werden Gene wie Arc aktiver und Sucht und Angst verschwinden. Im umgekehrten Fall (rot) bleiben Sucht und Angst erhalten. (Bildrechte: Bohnsack et al., Sci. Adv. 8, eabn2748 (2022)

John Peyton W. Bohnsack et al.: Targeted epigenomic editing ameliorates adult anxiety and excessive drinking after adolescent alcohol exposure. Science Advances 8, 04..05.2022, eabn2748.

Modell: Alkoholkonsum in der Adoleszenz verändert die Epigenetik in der Amygdala. Das Chromatin zieht sich zusammen und das ARC-Gen kann nicht mehr gut abgelesen werden. Wird mit der Methode CRISPR/dCas9 das Chromatin gelockert (grün), werden Gene wie Arc aktiver und Sucht und Angst verschwinden. Im umgekehrten Fall (rot) bleiben Sucht und Angst erhalten. (Bildrechte: Bohnsack et al., Sci. Adv. 8, eabn2748 (2022)

Die Genschere CRISPR/Cas9 wird längst nicht mehr nur genutzt, um den genetischen Code gezielt zu verändern. Auch das Epigenom lässt sich damit relativ einfach und zuverlässig editieren. Die Gene selbst bleiben dabei unverändert, nur ihre Regulation wandelt sich. John Bohnsack von der University of Illinois in Chicago, USA, nutzte jetzt mit Kolleg*innen diese Methode, um süchtige Ratten von ihrer Alkoholabhängigkeit zu kurieren.

Die Forscher*innen änderten die Epigenetik rings um einen so genannten Enhancer, der unter anderem die Wirkung des Gens Arc verstärkt. Der Enhancer wurde dadurch besser aktivierbar. Die Alkoholabhängigkeit sowie damit verbundene Ängste verschwanden. Stellten die Forschenden den Enhancer hingegen auf weniger gut aktivierbar, förderte das die Sucht und die Angst der Tiere sogar. Der epigenetische Eingriff erfolgte in einer Gehirnregion namens Amygdala. Die neuen Erkenntnisse dürften auch zum besseren Verständnis der Mechanismen beitragen, die bei Menschen, die als Teenager exzessiv Alkohol konsumierten, das Suchtrisiko erhöhen. Und möglicherweise lässt sich die Technik eines Tages sogar zur Alkoholismus-Therapie weiterentwickeln.