Lauschangriff auf die ersten Lebenstage

Stefanie Grosswendt et al.: Epigenetic regulator function through mouse gastrulation. Nature 584, 29.07.2020, S 102-108.

Am Anfang eines jeden menschlichen Lebens steht die Wandlung aus dem befruchteten Ei zum hochkomplexen mehrzelligen Wesen mit rund 300 Zelltypen. Entscheidend ist bereits die Phase der Gastrulation, wenn kurz nach der Befruchtung die Keimblätter entstehen. Wie es den Organismen gelingt, diese Prozesse aus sich selbst heraus immer wieder gleich zu steuern, wird immer besser verstanden: Ein Zusammenspiel aus Genetik und Epigenetik orchestriert dabei ein systematisch sich wandelndes Muster aktiver Gene, und deren Produkte steuern schließlich die biologische Entwicklung. Viele Details dieses Prozesses sind indes noch unerforscht. Da kommt es gelegen, dass eine Gruppe um den Mitherausgeber dieses Newsletters, Alexander Meissner vom Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin, jetzt eine Methode vorgestellt hat, wie man auf der Ebene einzelner Zellen die molekularbiologischen Veränderungen während der ersten Tage im Leben von Mäusen detailliert nachverfolgen kann. In ersten Experimenten testeten die Forscher*innen ihre Plattform mit solchen Tieren, bei denen immer eines der vielen epigenetischen Enzyme mutiert war. Aus den Resultaten konnten sie haargenau herauslesen, für welche Prozesse das jeweilige Enzym im gesunden Tier benötigt wird. Nun kann also der Lauschangriff auf die ersten Tage des Säugerlebens beginnen.