Das braune Fettgewebe war schon öfters Thema im Newsletter Epigenetik (siehe z.B. die Ausgabe 04/2011). Anders als gewöhnliches Fettgewebe dient es nicht als Energiespeicher, sondern wird im Gegenteil benutzt, um Energie zur Erzeugung von Wärme zu verbrennen. Je mehr man davon besitzt, desto geringer ist das Risiko für Übergewicht und mögliche Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes. Die Entscheidung, ob sich Vorläuferzellen zum guten braunen oder zum schlechten weißen Fett entwickeln, wird epigenetisch gesteuert. Nun fand der Biologe Jun Seok Son von der Washington State University mit Kolleg*innen in Experimenten mit trächtigen Mäusen einen neuen Weg, diese epigenetische Weichenstellung gezielt zum Guten zu beeinflussen.
Ein Teil von Sons Mäusen musste sich eine Stunde täglich intensiv auf dem Laufrad austoben. Der andere Teil wurde zwar gleich ernährt, bekam aber kaum Möglichkeit, sich zu bewegen. Infolge der Aktivität bildeten sowohl die Muttertiere als auch der Nachwuchs deutlich mehr aktives braunes Fettgewebe als die Tiere der Vergleichsgruppe. Passend dazu arbeitete auch ihr Stoffwechsel besonders gut. Die Tiere waren vor Übergewicht geschützt. Verantwortlich für diese Effekte ist vermutlich eine epigenetische Veränderung, die das Gen Prdm16 leichter aktivierbar macht. Es ist bekannt, dass das Produkt dieses Gens die Bildung von braunem Fett anregt.
Die Forscher*innen konnten den Effekt des Mäuse-Sports sogar bei faulen Tieren auslösen, indem sie ihnen regelmäßig den Botenstoff Apelin spritzten. Diesen bilden Mäuse wie Menschen während körperlicher Aktivität. Theoretisch könnte man beide Erkenntnisse eines Tages auch zur Vorbeugung von Volkskrankheiten bei Menschen nutzen, glaubt der Arbeitsgruppenleiter Min Du: „Wir sind überzeugt, dass man unsere mit Mäusen erzielten Ergebnisse auf den Menschen übertragen kann, weil der zugrundeliegende Mechanismus bei beiden Arten konserviert zu sein scheint.“ Was die Empfehlung betrifft, auch während der Schwangerschaft angemessen Sport zu treiben, wird diese ohnehin bereits häufig geäußert. Bevor man werdenden Müttern aber Apelin spritzen sollte, muss das Phänomen noch sehr viel besser erforscht werden.