Epigenetischer Stammbaum der Säugetiere hilft Anti-Aging-Medizin

Amin Haghani et al.: DNA methylation networks underlying mammalian traits. Science 381, 11.08.2023, eabq5693.

Alex de Mendoza: A mammalian DNA methylation landscape. Science 381, S. 602-603.

Ein internationales Team aus 190 Forschenden hat sich der riesigen Aufgabe gestellt, das Muster der DNA-Methylierung von Säugetieren systematisch auszuwerten. Sie verglichen 15.456 Datensätze mit Informationen zur Epigenetik von 348 Säugetierarten. Diese artübergreifende Epigenomik war nur möglich, weil man inzwischen einen festen Satz an DNA-Stellen kennt, der bei allen Säugetieren zur gelegentlichen Methylierung genutzt wird und vermutlich auf gemeinsame Vorfahren zurückgeht.

Zunächst zeigte sich, dass sich die Epigenetik offenbar parallel zur Genetik entwickelt, dass also näher verwandte Arten auch ähnlichere Epigenome besitzen. Ein Stammbaum, den die Epigenetiker*innen aus dem jeweiligen Grad an Übereinstimmungen zwischen den DNA-Methylierungsmustern berechneten, deckte sich mit dem bekannten Stammbaum aus klassischen genetischen Daten.

Doch die Art war nicht das einzige Merkmal, nach dem sich die epigenetischen Muster sortieren ließen. Es gab auch andere systematische Beziehungen, etwa zwischen Proben gleichen Geschlechts, gleicher Ursprungs-Organe oder einem ähnlichen Körpergewicht beim ausgewachsenen Tier.

Besonders spannend ist eine Gruppe von DNA-Stellen, die mit Langlebigkeit in Zusammenhang zu stehen scheinen. Je nachdem, ob diese Abschnitte epigenetisch auf aktivierbar gestellt sind oder nicht, erlaubt das Rückschlüsse auf die durchschnittliche Lebenserwartung der zugehörigen Säugetierart.

Bei Säugetierarten, die sehr lange leben – Elefanten, Menschen oder Grönlandwalen zum Beispiel – scheinen bestimmte Gene häufiger und länger aktiv zu sein, die Stammzellen in einem Pluripotenz genannten Zustand halten, aus dem heraus sich jeder Typ von Körperzelle entwickeln kann. Diese Entdeckung könnte neue Ansätze für zukünftige Anti-Alterungs-Therapien liefern.

„Wir vermuten, dass die erhöhte Aktivität des Pluripotenz-Netzwerks bei langlebigen Spezies zu einer effizienteren Gewebereparatur und -erhaltung führt und damit eine längere Lebensspanne gewährleistet“, schreiben die Autor*innen, unter ihnen an federführender Position der bekannte deutsch-amerikanische Alterungsforscher Steve Horvath, der inzwischen für die Firma Altos Labs in San Diego arbeitet.

Einen ausführlichen Artikel zum Thema lesen Sie hier bei RiffReporter.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert