Benoit Labonté et al.: Differential glucocorticoid receptor exon 1(B), 1(C), and 1(H) expression and methylation in suicide completers with history of childhood abuse. Biological Psychiatry 72, 01.07.2012, S. 41-48.
Francesco Matrisciano et al.: Epigenetic modifications of GABAergic interneurons are associated with the schizophrenialike phenotype induced by prenatal stress in mice. Neuropharmacology, 28.04.2012, Online-Vorabpublikation.
Die Gruppe um Moshe Szyf und Michael Meaney, Montréal, publizierte jetzt weitere Daten zur Ergänzung einer ihrer bekanntesten Studien: Menschen, die sich selbst töteten und in früher Kindheit missbraucht worden waren, besitzen im Hippocampus genannten Teil des Gehirns nicht nur wie bereits bekannt besonders wenige Stresshormon-Rezeptoren des Typs 1(F). Die epigenetischen Veränderungen, die vermutlich eine Folge des frühkindlichen Traumas sind, betreffen auch Rezeptoren der Typen 1(B), 1(C) und 1(H).
Zusammen genommen dürfte dieser epigenetische Fingerabdruck eine anhaltende Stress-Überempfindlichkeit auslösen. Diese ist womöglich mitverantwortlich für die spätere Selbsttötung. Diese Art der epigenetischen Reaktion auf frühkindlichen Stress wurde zuerst bei vernachlässigten Ratten entdeckt. Psychiater aus Rom und Chicago gingen jetzt den gegensätzlichen Weg. Sie bestätigten im Tierversuch Resultate, die zuvor bei Menschen gefunden worden waren: Sie untersuchten die Gehirne von Mäusen, deren Mütter während der Schwangerschaft starkem Stress ausgesetzt waren. Dort fanden sie epigenetische Veränderungen, die eine verringerte Ausschüttung des Hirnbotenstoffs GABA bewirkten. Genau das Gleiche kannten Forscher zuvor bereits von schizophrenen Menschen, deren Gehirn sie nach dem Tod untersuchen durften.