Denise Barlow gestorben

Am 21.Oktober starb nach langer Krankheit die Pionierin der Epigenetik und Ehrenprofessorin für Genetik der Universität Wien, Denise Barlow. Von 1988 bis 1995 leitete sie eine Arbeitsgruppe am Institut für Molekulare Pathologie in Wien, war danach am Niederländischen Krebsforschungsinstitut in Amsterdam und kehrte von 2003 bis 2015 als Principal Investigator des Zentrums für Molekulare Medizin (CeMM) nach Wien zurück. Schon 1991 erkannte Barlow, dass Mäuse das Gen für den Wachstumsfaktor IGF2R in Abhängigkeit ihres Geschlechts in den Keimzellen unterschiedlich epigenetisch programmieren: Weibchen machen das Gen weniger leicht aktivierbar, Männchen nicht. Dieses Imprinting oder genetische Prägung genannte Phänomen wurde mittlerweile auch beim Menschen und für eine Reihe weiterer Gene entdeckt. Ein fehlerhaftes Imprinting kann einige menschliche Krankheiten auslösen, etwa das Prader-Willi-Syndrom oder das Angelman-Syndrom. Barlow galt als internationales Vorbild für junge Wissenschaftlerinnen. Im Jahr 1995 wurde die Forscherin zum Mitglied der europäischen Fachgesellschaft für Molekularbiolgie (EMBO) gewählt. Im Jahr 2014 erhielt sie für ihr Lebenswerk den Erwin Schrödinger-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

 

Foto: Denise Barlow anlässlich der Verleihung des Erwin Schrödinger-Preises am 12. Dezember 2014 (Bildrechte: Reinhard Öhner).