Paolo Sassone-Corsi

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Der unlängst verstorbene Epigenetiker Paolo Sassone-Corsi von der University of California in Irvine vor einem Schild seines Instituts: Center fpr Epigenetics and Metabolism.
Prof. Dr. Paolo Sassone-Corsi (Bildrechte: UCI)

Paolo Sassone-Corsi, Direktor des Zentrums für Epigenetik und Stoffwechselforschung an der University of California in Irvine, USA, starb nach Angaben seiner Universität völlig unerwartet am 23. Juli 2020 bei sich zu Hause. Viele bekannte Kolleg*innen äußern noch am gleichen Tag ihre Bestürzung. Sie loben seine herausragenden Leistungen als Wissenschaftler, aber auch seinen Humor und seine Menschlichkeit. Ich selbst durfte ihn mehrfach als ausgezeichneten Vortragsredner erleben und journalistisch befragen. Er war ein angenehmer, geduldiger Gesprächspartner, konnte hervorragend erklären und gab einem niemals das Gefühl, als Außenstehender weniger wichtig als Andere zu sein.

Der gebürtige Italiener trug entscheidend zur Aufklärung der Frage bei, wie es der Inneren Uhr der Zellen gelingt, die Aktivität vieler Gene und damit den gesamten Zellstoffwechsel im Tag-Nacht-Rhythmus auf und nieder schwanken zu lassen. Er entdeckte mit Kolleg*innen epigenetische Enzyme, die gesteuert von den chronobiologisch aktiven Uhren-Genen ganze Gruppen anderer Gene im 24-Stunden-Zyklus mal mehr, mal weniger leicht aktivierbar machen. Als erster zeigte er, dass das Produkt des Uhren-Gens CLOCK den Histon-Code von Zellen umbaut, indem es als Histonacetyltransferase Acetylgruppen an Histone anlagert. Damit fand er die entscheidende Schnittstelle zwischen zweien der spannendsten Wissenschaften unserer Zeit: der Chronobiologie und der Epigenetik. Am 29. Oktober 2020 erschien im Fachblatt Science ein ausführlicher Nachruf des kalifornischen Alterungsforschers Eric Verdin.