Naama Volk et al.: Micro RNA-19b associates with Ago2 in the Amygdala following chronic stress and regulates the adrenergic receptor Beta 1. The Journal of Neuroscience 34, 05.11.2014, S. 15070-15082.
Bleibende Veränderungen des Gehirns als Reaktion auf anhaltenden Stress sind der Bereich der Biopsychologie, den die Epigenetik bislang am weitesten voran gebracht hat (siehe zum Beispiel auch die nächste Meldung). Nun fanden Forscher des Max Planck – Weizmann Labors für experimentelle Neuropsychiatrie und Verhaltensneurogenetik in Rehovot, Israel, und München ein weiteres Puzzleteil dieser komplexen Reaktion. Werden Mäuse permanent Stress ausgesetzt, reagiert die Epigenetik einer Region namens Amygdala, die für die Kontrolle von Angst und Wut wichtig ist.
Durch den Stress bilden die Amygdala-Zellen plötzlich größere Mengen der Mikro-RNA Nummer 19b. Diese sorgt auf epigenetischem Weg dafür, dass weniger Rezeptoren für das Stresshormon Noradrenalin gebildet werden. Als eine Folge, konnten die Mäuse später besser mit einer experimentellen Stresssituation umgehen als andere Mäuse. „Die räumlich begrenzte Regulierung des Noradrenalin-Rezeptors durch die Mikro-RNA 19b ermöglicht angemessene Reaktionen in stressigen Situationen. So können die Tiere ihr Verhalten an wechselnde Begebenheiten anpassen“, erklärt die Erstautorin der Studie, Naama Volk.
Bild: Schematische Mikro-RNAs bilden den Umriss einer Maus; im Hintergrund sind Nervenzellen (Tali Wiesel, Weizmann Institute of Science).