Mikro-RNA-Netzwerkanalyse von Gehirnzellen und Immunsystem

Das Netzwerk aus 212 beobachteten Mikro-RNAs und den 12.495 durch sie regulierten Genen. Die unterschiedlichen Farben der vier Felder heben Unterschiede bei den geschlechtsabhängigen Veränderungen hervor. (Bildrechte: Sebastian Lobentanzer)
Das Netzwerk aus 212 beobachteten Mikro-RNAs und den 12.495 durch sie regulierten Genen. Die unterschiedlichen Farben der vier Felder heben Unterschiede bei den geschlechtsabhängigen Veränderungen hervor. (Bildrechte: Sebastian Lobentanzer)

Sebastian Lobentanzer et al.: Integrative transcriptomics reveals sexually dimorphic control of the cholinergic/neurokine interface in schizophrenia and bipolar disorder. Cell Reports 29, S. 764-777, 15.10.2019. 

Pressemitteilung der Universität Frankfurt, 8.11.2019.

Wissenschaftler aus Frankfurt am Main und Jerusalem haben mit einer Technik namens integrative Transkriptomik spannende Daten und schöne Bilder produziert. Es gelang, Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Patient*innen mit Schizophrenie oder einer Bipolaren Störung zu finden. Bei beiden Leiden laufen im Gehirn ähnliche Veränderungen der Genregulation ab. Daran sind auch epigenetisch aktive Mikro-RNAs beteiligt, die per RNA-Interferenz verhindern, dass die Information bereits abgelesener Gene in Proteine übersetzt wird. Die Forscher analysierten zu mehreren Zeitpunkten die Genregulation in den Gehirnen von Patient*innen und in Zellkulturen. Dann kombinierten sie die Auswertung der RNA-Sequenzen mit Computertechnik und kalkulierten Interaktionen im RNA-Netzwerk. „Das Problem hierbei ist die enorme Vielfalt der Kombinationsmöglichkeiten“, sagt Erstautor Sebastian Lobentanzer laut einer Pressemitteilung.

Schließlich fand sich ein Netzwerk aus 212 Mikro-RNAs, die 12.495 Gene auf unterschiedliche Weise regulieren. Die Geschlechtsunterschiede betrafen Zellen des Immunsystems, die zumindest in Zellkultur einen unterschiedlichen Einfluss auf die Nervenzellen hatten. Das könnte erklären, warum beide Krankheiten bei Frauen und Männern oft unterschiedliche Verläufe nehmen. Lobentanzer hofft nun auf einen „ersten Schritt auf dem Weg zur Entwicklung neuer Arzneistoffe“.