Nicht nur die DNA oder an sie angelagerte Histonproteine können methyliert sein, sondern auch Mikro-RNAs. Diese kurzen RNAs entstehen, wenn so genannte nichtkodierende DNA-Abschnitte abgelesen werden, und dienen ebenfalls der epigenetischen Regulation der Genaktivität. Ob sie allerdings per Methylgruppe biochemisch verändert sind oder nicht, hat bisher nur wenige Forscher*innen interessiert. Das könnte sich jetzt ändern. Denn ein Team um Masamitsu Konno von der japanischen Osaka University entdeckte, dass sich der kleine aber offenbar feine Unterschied hervorragend zur Erkennung von Krebserkrankungen nutzen lässt.
Die Forscher*innen schauten sich eine Gruppe von Mikro-RNAs an, die vergleichsweise häufig methyliert sind. Die Methylierung verändert ihre Stabilität und Form. Deshalb treten sie vermutlich mit anderen Biomolekülen in Wechselwirkung als die gewöhnliche, unmethylierte Form. Zunächst stellte sich heraus, dass die methylierten Mikro-RNAs in Krebsgewebe des Magen-Darm-Trakts signifikant häufiger vorkommen als in gesundem Gewebe. Im nächsten Schritt testeten Konno und Kolleg*innen das Potenzial ihrer Entdeckung als möglicher Biomarker bei Patient*innen mit Pankreaskarzinom. Und sie hatten Erfolg: Die Menge, mit der im Blut der Patienten die Mikro-RNA miR-17-5p in methylierter Form auftrat, war ein guter Marker zur Erkennung früher Formen des Pankreaskarzinoms. Diese Erkenntnis könnte vielleicht zu einer neuen Art der Krebs-Früherkennung führen und das allgemeine Verständnis der Biologie von Mikro-RNAs verbessern, schreiben die Forscher*innen.