Aktuell häufen sich Hinweise, dass das Wesen eines Hundes weniger stark von seiner Rasse und den geerbten Genvarianten abhängt als gedacht. So berichtete der Newsletter Epigenetik 36 im August 2022 über eine Science-Studie, die Genetik und Persönlichkeit von mehr als 2000 Hunden analysierte, und kam zu dem Fazit: „Rassezucht hat die Persönlichkeit von Hunden kaum beeinflusst.“ Frühkindliche Erfahrungen, die Bindung zum Muttertier und das Verhalten der Züchtenden, Halter*- und Trainer*innen scheinen die Tiere tiefer zu prägen als bislang gedacht.
Den neuesten Beleg für diese These lieferte jetzt der Molekularbiologe Matteo Pellegrini von der University of California in Los Angeles, USA. Mit Kolleg*innen fand er erste epigenetische Markierungen in Zellen von 46 Hunden verschiedener Rassen, die Rückschlüsse auf ihre Persönlichkeit zulassen. Das Wesen eines Hundes ließ sich im Experiment anhand dieser Strukturen besser vorhersagen als über eine Analyse des genetischen Codes.
Rechneten die Forschenden aus den Ergebnissen den Einfluss des Alters der Hunde heraus, blieben zwei Merkmale übrig, die mit dem Hunde-Epigenom korrelierten: allgemeiner Antrieb und Furcht vor Fremden. Die Erkenntnisse müssen nun in deutlich größeren und teilweise wohl auch noch besser gemachten Studien bestätigt werden. Dann sollten noch viele andere Marker für noch mehr wichtige Persönlichkeitsmerkmale bei Hunden auftauchen.
Pellegrini hofft sogar auf zukünftige molekularbiologische Wesenstests für Welpen. Unabhängig von der Rassezugehörigkeit und Genetik könnte man dann schon frühzeitig bestimmen, ob sich ein Hund für spätere Aufgaben etwa als Hüte- oder Familienhund besonders eignet oder nicht.
Eine ausführliche Version dieses Beitrags lesen Sie im RiffReporter Themenmagazin Erbe&Umwelt.