Rassezucht hat Persönlichkeit von Hunden kaum beeinflusst

Freundlicher Mischlingshund läuft durch einen Wald.
Auch die DNA dieses Mischlingshundes namens Sandy wurde für die aktuelle Studie analysiert. Unter seinen Vorfahren waren australische Treibhunde, Collies und Schäferhunde. (Bildrechte: Angela Leck)

Kathleen Morill et al.: Ancestry-inclusive dog genomics challenges popular breed stereotypes. Science 376, 29.04.2022.

Freundlicher Mischlingshund läuft durch einen Wald.
Auch die DNA dieses Mischlingshundes namens Sandy wurde für die aktuelle Studie analysiert. Unter seinen Vorfahren waren australische Treibhunde, Collies und Schäferhunde. (Bildrechte: Angela Leck)

Nur neun Prozent der rassetypischen Unterschiede im Verhalten von Hunden sind laut einer im Fachblatt Science veröffentlichten Studie auf deren Gene zurückzuführen. Das Wesen eines Hundes scheint zu komplex, um schon nach 200 Jahren Rassezucht deutlich beeinflusst worden zu sein. Vermutlich spielen epigenetische Mechanismen sowie die perinatale Prägung (Erfahrungen aus der Zeit im Muttertier und den ersten Lebensmonaten) beim Verhalten von Hunden eine größere Rolle als bisher gedacht.

Ein Team um die Bioinformatikerin Elinor Karlsson von der University of Massachusetts, USA, nutzte zahlreichen Daten für eine so genannte Genomweite Assoziationsstudie (GWAS). Sie ermittelten Korrelationen zwischen bestimmten Genvarianten und rassetypischen Verhaltensweisen. Doch erstaunlicherweise wurden sie kaum fündig. „Die meisten Verhaltensweisen, die wir als Merkmale bestimmter moderner Hunderassen ansehen, sind höchstwahrscheinlich im Laufe der Jahrtausende währenden Evolution vom Wolf über den Wildhund zum Haushund und schließlich zu den modernen Hunderassen entstanden“, sagt Karlsson. Das heißt aber auch: „Diese vererbbaren Merkmale liegen Tausende von Jahren vor unserem Konzept der modernen Hunderassen.“

Zwar fanden sich elf Gene, deren Varianten relativ eng mit dem Verhalten der Hunde assoziiert waren. Keines davon ließ sich aber einer bestimmten Rasse zuordnen. Am besten kann man das Verhalten eines Hundes vorhersagen, wenn man sein Alter und sein Geschlecht kennt – völlig unabhängig von der Rasse. Bestätigen sich diese neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse, sollten Zuchtverbände den Wesenstest für die Hundezucht überdenken und vermehrt die Zuchtbedingungen ins Visier nehmen. 

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Wesenstest für Hunde: Gen-Analyse zwingt Zuchtverbände zum Umdenken