Theresa D. Ahrens et al.: Selective inhibition of esophageal cancer cells by combination of HDAC inhibitors and Azacytidine. Epigenetics 10, 04.05.2015, S. 431-445.
Krebs der Speiseröhre gehört zu den besonders aggressiven Tumorleiden. Sofern er nicht mehr operiert werden kann, bleibt Ärzten bislang vor allem die Strahlen- und konventionelle Chemotherapie. Jetzt haben Mitglieder des Sonderforschungsbereichs Medizinische Epigenetik aus Freiburg systematisch den Einsatz epigenetischer Medikamente auf Zellen der beiden häufigsten Typen des Speiseröhrenkarzinoms untersucht. Dabei spürten sie eine viel versprechende Kombination auf, die zumindest im Reagenzglas und in Proben aus menschlichem Tumorgewebe entscheidend in das Krebsgeschehen eingreift. Sollten sich die Resultate eines Tages in klinischen Studien bei Menschen bestätigen, gäbe es vielleicht eine völlig neue Therapieoption. Bis dahin ist es aber selbstverständlich noch ein weiter Weg.
Silke Lassmann und Kollegen testeten den Einfluss drei verschiedener HDAC-Hemmer (SAHA, MS-275, FK228). Diese behindern Enzyme aus der Gruppe der Histondeacetylasen, welche Acetylgruppen von Histonen entfernen, was das Chromatin meist verdichtet und letztlich Gene in einen inaktivierbaren Zustand versetzt. Und sie testeten zwei DNMT-Hemmer (Azacitidin, Decitabin), die Enzyme (DNA-Methyltransferasen) behindern, welche Mythylgruppen an die DNA anlagern, was ebenfalls meist die Aktivierbarkeit von Genen unterdrückt. Es ist bekannt, dass beide epigenetischen Regulationssysteme bei Speiseröhrenkrebs aus dem Ruder laufen.
Insofern hofften die Forscher, die epigenetischen Medikamente würden Gene wieder aktivierbar machen, die den Krebs bekämpfen helfen und die Zellen ein Stück weit gutartiger machen oder sogar absterben lassen. Und tatsächlich hinterließ vor allem die Kombination aus MS-275 und Azacitidin deutliche Spuren. Sie beeinflusste die Regulation einiger wichtiger Gene, schwächte die bösartigen Zellen, verringerte das Metastasierungsrisiko und löste teils sogar den Zelltod aus. Gesunde Zellen veränderte die Kombination hingegen nicht. Silke Lassmann kommentiert in einer Pressemitteilung: „Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, dass sich daraus ein neuer Ansatz im Kampf gegen Speiseröhrenkrebs entwickeln lässt. Aber klar ist: Das ist nur ein erster Schritt, und viele weitere müssen folgen.“
Foto: Speiseröhrenkrebszellen in der Petrischale; blau: DNA im Zellkern, rot und grün: Proteine in der Zelle (Bildrechte: Universitätsklinikum Freiburg).
English version: Epigenetic therapy combats esophageal cancer