Komplette Epigenetik wichtiger Leukämie-Art auf einen Blick

Renée Beekman et al.: The reference epigenome and regulatory chromatin landscape of chronic lymphocytic leukemia. Nature Medicine 24, 21.05.2018, S. 868-880.

Schon im intro des Newsletter Epigenetik 01/2012 ging es um den ambitionierten Beitrag der Europäischen Union zum Internationalen Human-Epigenom-Konsortium IHEC. Eines der bis dato teuersten EU-Einzelforschungsprojekte namens BLUEPRINT sollte 30 Millionen Euro investieren in die systematische – epigenomische – Erforschung der epigenetischen Strukturen verschiedenster Blutzellen. Seitdem wurden eine Reihe wichtiger Erkenntnisse über die Entstehung von Entzündungskrankheiten oder die Entwicklung gesunder wie kranker Blutzellen sowie über typische epigenetische Muster bei vielen Arten von Blutkrebs publiziert. Vor allem ging es um so genannte Referenz-Epigenome, also um Epigenome, die für eine bestimmte Art von Zelle typisch sind. Forscher können diese Epigenome im Internet mit eigenen Resultaten vergleichen und so herausfinden, welche Art von Zelle sie untersuchen, ob diese sich normal oder krankhaft verhält und vieles mehr.

Jetzt präsentierten von BLUEPRINT und anderen Konsortien unterstützte Wissenschaftler das Referenz-Epigenom der Chronisch Lymphatischen Leukämie (CLL), einer sehr häufigen Blutkrebsart. Letztlich wurden die Referenz-Epigenome von sieben verschiedenen Formen der CLL analysiert. Die Daten sind eine Fundgrube für alle Experten, die sich eingehender mit der Krankheit, ihren Untertypen, ihrer Entstehung und ihren verschiedenen Verlaufsformen beschäftigen. Der Blick wird freigegeben auf eine Reihe komplexer Genregulationsnetzwerke, auf die epigenetischen Dimmer und Schalter, die in ihnen arbeiten sowie auf die natürlich ebenfalls besonders wichtigen genetischen Veränderungen, mit denen die Epigenome im Krankheitsfall interagieren.