Klar: Die DNA ist eine Doppelhelix. Aber das stimmt nicht immer. Manchmal lösen sich beide Stränge des Erbgutmoleküls voneinander, eine Seite faltet sich vier Mal und bildet eine Art Knoten. Früher dachte man, das passiert nur in Reagenzgläsern mit unnatürlich saurem Milieu. Doch jetzt entwickelten australische Forscher einen Antikörper, der an das auch i-Motiv genannte DNA-Knötchen andockt, und wiesen eine Reihe i-Motive in lebenden Zellen nach. Die Knötchen befinden sich in Regionen, in denen viele Cytosin-Basen aufeinander folgen, vor allem in den Telomere genannten Enden der Chromosomen, aber auch an Stellen, an denen das Ablesen benachbarter Gene kontrolliert wird. Da die i-Motive zudem überwiegend in jener Zellphase auftauchen, in der besonders viele Gene aktiv sind, vermuten die Forscher, sie bilden eine Art Landerampe für jene Proteine, die für das Anschalten und Ablesen eines Gens zuständig sind. Damit wären sie Gegenspieler der schon länger bekannten G4-Strukturen, die aus ähnlich verknoteten Guanin-reichen DNA-Abschnitten bestehen und Gene stumm schalten können. Ein neues epigenetisches Schaltersystem scheint entdeckt worden zu sein.