Es gibt bislang nur wenige Beispiele dafür, dass epigenetische Anpassungen an bestimmte Umweltbedingungen einen Organismus so verändern, dass er sich neue Lebensräume erschließt, was wiederum die Evolution begünstigen dürfte. So erobert eine Orchideenart dank ihrer Epigenetik derzeit besonders trockene Böden (siehe Newsletter Epigenetik 03/2010: Epigenetik als Evolutionsbeschleuniger). Jetzt fanden Forscher aus den USA, dass ein blinder Höhlenfisch seine Anpassung an das Leben in ewiger Dunkelheit ebenfalls seiner Epigenetik und nicht etwa – wie man früher dachte – einer genetischen Mutation verdankt. Die blinde Höhlenform des Salmlers Astyanax mexicanus entwickelt sich zunächst normal, doch ab dem fünften Tag verschwinden die Augenanlagen bei der Höhlenform völlig. Nun entdeckten die Forscher, dass dabei eine Reihe von Genen, die für die Augenbildung wichtig sind, gleichzeitig per großflächiger epigenetischer DNA-Methylierung heruntergedimmt werden. Besonders interessant ist, dass viele der betroffenen Gene auch für die menschliche Augenentwicklung wichtig sind. Ihre Mutation führt jedenfalls oft zu Blindheit.