Die asiatische Verwandte des Weins namens Causonis japonica ist seit Jahrhunderten berüchtigt für ihre Fähigkeit, andere Pflanzen zu überwuchern. Nicht umsonst lautet ihr englischer Name Bushkiller – Buschtöter. Doch erst jetzt entdeckten japanische Forschende bei ihr eine besondere Fähigkeit, die sie von allen anderen bekannten Pflanzen unterscheidet: Sie wechselt die Farbe ihrer Blüten nicht nur wie viele andere Pflanzen in eine bestimmte Richtung, sondern binnen maximal zweier Tage mehrfach hin und her: von Orange zu Rosa, zurück zu Orange und dann wieder zu Rosa.
Die Blüten bilden zunächst männliche Geschlechtsorgane (Staubblätter) und werden orange. Gleichzeitig bilden sie Nektar um Insekten anzulocken. Mit dem Welken der Staubblätter schwindet der Nektar und die Blüten werden rosa. Einige Stunden später bildet sich der weibliche Stempel, der ebenfalls Nektar absondert. Gleichzeitig wird die Blüte wieder orange, um mit dem Verblühen zum Rosa zurückzukehren.
„Obwohl ich diese Pflanze eingehend studiert und bereits im Jahr 2000 herausgefunden habe, dass es mindestens zwei Sorten gibt, waren die bidirektionalen, farbwechselnden Blüten eine völlig unerwartete Entdeckung“, sagt Hirokazu Tsukaya von der Tokyo University. Er vermutet, das Orange diene den bestäubenden Insekten als Signal, dass die Blüte fruchtbar sei und Nektar anbiete.
Noch ist der Mechanismus hinter dem erstaunlich raschen Farbwechsel unbekannt. Allerdings dürfte die Regulation von Genen mithelfen, die den Gehalt sogenannter Carotinoide in den Blütenblättern steuern. Ähnlich wie bei anderen Oszillationen der Genaktivität von Zellen ist deshalb wohl auch die Epigenetik beteiligt. Und weil aus Carotinoiden das wichtige Vitamin A gebildet wird, könnte die aktuelle Erkenntnis zur Züchtung besonders vitaminreicher Nutzpflanzen beitragen.