Asifa Akthar, seit 2013 Direktorin am Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg und seit 2019 Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, erhält den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2021. Die Auszeichnung gilt als bedeutendster Förderpreis für die Forschung in Deutschland. Sie wird alljährlich an zehn Wissenschaftler*innen vergeben, die das Preisgeld von je 2,5 Millionen Euro binnen sieben Jahren in ihre Arbeit investieren dürfen. Schon seit vielen Jahren erkundet die Molekularbiologin Akhtar, die die Abteilung für Chromatinregulierung leitet, wie Zellen das Chromatin genannte Gemisch aus DNA und angelagerten Histonproteinen modifizieren und welche Auswirkungen das auf die Regulation der Gene hat. Bekannt machten sie ihre Studien zur so genannten Dosiskompensation, über die auch an dieser Stelle bereits berichtet wurde.
Bei vielen Organismen, von Insekten bis Menschen, ist das Geschlecht darüber reguliert, ob man ein oder zwei X-Chromosomen von den Eltern geerbt hat. Damit die genetische Information beim einen Geschlecht aber nicht doppelt so stark abgelesen wird, wie bei dem anderen, muss dieser Effekt ausgeglichen – kompensiert – werden. Das geschieht bei Menschen zum Beispiel, indem bei Frauen eines der beiden X-Chromosomen epigenetisch auf Inaktivierbar gestellt wird. Bei Fliegen wird hingegen die Genaktivität des einzelnen X-Chromosoms der Männchen verdoppelt. Akhtar fand heraus, wie diese Prozesse bei der Fruchtfliege Drosophila gesteuert werden und entdeckte, dass daran beteiligte Enzyme darüber hinaus eine Reihe weiterer grundsätzlicher Aufgaben bei der Chromatinregulierung übernehmen.