Yupeng Zhang et al.: Warmer temperature during asexual reproduction induce methylome, transcriptomic, and lasting phenotypic changes in Fragaria vesca ecotypes. Horticulture Research 10, 09/2023, uhad156.
Ein in Korallenriffen lebender Fisch und auch manche Korallen selbst können es. Die Tomate kann es. Und offenbar auch die Walderdbeere: sich an kontinuierlich gestiegene Temperaturen oder daraus resultierende Dürre mehr oder weniger gezielt und in vergleichsweise kurzer Zeit ohne klassische Darwin‘sche Evolution anpassen.
Das geschieht bei allen vier Organsimen, indem das epigenetisch aktive Methylierungsmuster der DNA umgebaut wird. Dadurch werden in der Regel Gene in einen ablesbaren Modus versetzt, die vorher stumm geschaltet waren. Diese Gene helfen den Lebewesen zumindest in der Theorie bei der Anpassung an den menschengemachten Klimawandel.
Die Walderdbeere ist diesem exklusiven Club gerade erst beigetreten: Norwegische Agrarwissenschaftler*innen setzten diese Pflanzen über drei Generationen hinweg erhöhten Außentemperaturen aus. Als Reaktion entwickelte jede der ungeschlechtlich in Form von Ablegern neu entstandenen Generationen etwas deutlichere Anpassungen. So wandelte sich die Blütezeit, die Zahl der Ableger nahm zu und die Länge der Blattstiele stieg.
Die Forschenden konnten diese Anpassungen auf Veränderungen bei der Ablesehäufigkeit von Genen zurückführen, deren Ursache wiederum eine deutliche Wandlung des DNA-Methylierungsmusters war. Insgesamt scheint der Temperatur-Stress bei verschiedenen Walderdbeeren aber auch zu unterschiedlichen Veränderungen zu führen. Diese größere „phänotypische Variation“ dürfte die Chancen erhöhen, dass wenigstens eine der veränderten Pflanzen in Zukunft mit den höheren Temperaturen besser zurecht kommt.