Benjamin R. Carone et al.: Paternally induced transgenerational environmental reprogramming of metabolic gene expression in mammals. Cell 143, 23.12.2010, S. 1084-1096.
Zuletzt häuften sich ernstzunehmende Hinweise, dass umweltbedingte epigenetische Veränderungen in Zellen des Gehirn- und Körperstoffwechsels bei Säugetieren auch an folgende Generationen vererbt werden können (siehe Newsletter Epigenetik 3/2010 und 1/2011). Nun legten Forscher aus den USA und Israel mit einer weiteren Studie nach. Sie zeigten, dass sowohl weibliche als auch männliche Mäuse, deren Väter proteinarm ernährt wurden, typische Veränderungen in der Genaktivität ihrer Leberzellen besitzen. Etwa ein Fünftel der DNA-Methylierung in der Leber einer Maus scheint danach von der Ernährung des Vaters abzuhängen. Betroffen sind auch Gene, die im Fettstoffwechsel eine entscheidende Rolle spielen.
Irgendwie geben männliche Mäuse also wichtige Informationen über die Zusammensetzung ihrer Nahrung an die Nachkommen weiter. Da die Väter keinerlei Kontakt zu ihrem Nachwuchs hatten, dürften die Informationsträger dabei die Epigenome der Samenzellen sein, vermuten die Autoren. Und tatsächlich fanden sie im Mäuse-Sperma sowohl bei der Histonmodifikation als auch beim Mikro-RNA-Gehalt typische, nahrungsabhängige Veränderungen. Das DNA-Methylierungsmuster war dagegen unauffällig.
Die Autoren fordern nun, „die Praxis epidemiologischer Analysen von Volkskrankheiten wie Diabetes, Herzkrankheiten oder Alkoholismus zu überdenken“. In Zukunft müsse der Lebensstil der Eltern mitberücksichtigt werden.