Resistenz-Schalter in Krebszellen entdeckt

Sreenath V. Sharma et. al.: A chromatin-mediated reversible drug-tolerant state in cancer cell subpopulations. Cell 141, 02.04.2010, S. 69-80.

Es gehört zu den großen Rätseln der Onkologie, warum viele bösartige Tumore, die anfangs auf Medikamente gut ansprechen, binnen kurzer Zeit resistent gegen die Chemotherapeutika werden. Die klassische Sicht, dass einige Zellen genetisch mutieren, erklärt eine derart häufige und rasche Resistenzbildung kaum. Nun scheint eine andere Antwort gefunden. Onkologen aus den USA entdeckten wichtige epigenetische Unterschiede innerhalb einzelner Krebszellkulturen.

In verschiedenen Krebszellkulturen entdeckten die Forscher Zellen mit einem ungewöhnlichen Histon-Code. Sie reagierten mehr als hundert Mal unempfindlicher auf Antikrebsmittel als ihre Schwesterzellen. Es scheint, als hebe sich eine Krebszellkolonie immer ein paar dieser reversibel resistenten Zellen auf, schreiben die Forscher. Sie sichern im Fall einer Bedrohung dem bösartigen Gewebe das Überleben und können sich binnen kurzer Zeit über eine Wandlung ihres Epigenoms in die aggressivere aber weniger resistente Form zurückverwandeln. Das erkläre auch, warum manche resistent gewordenen Tumore wieder empfindlich auf ein Medikament reagieren, wenn es für eine längere Zeit abgesetzt worden war. Nun hoffen die Forscher auf neuartige Mittel, die das Umschalten der Zellen in den Resistenz-Modus verhindern oder rückgängig machen.