Pflanzen-Epigenome stabiler als gedacht

Claude Becker et al.: Spontaneous epigenetic variation in the Arabidopsis thaliana methylome. Nature 480, 08.12.2011, S. 245-249.

Pflanzen geben anders als Tiere relativ häufig epigenetische Veränderungen an folgende Generationen weiter. Oft wurde deshalb gemutmaßt, dass epigenetisch vererbte Umweltanpassungen die Entstehung neuer Arten beschleunigen dürften (siehe Newsletter Epigenetik 3/2010). Diese Sicht bekam jetzt einen Dämpfer: Der Tübinger Entwicklungsbiologe Detlef Weigel analysierte mit Kollegen bei zehn Linien der Ackerschmalwand (Arabidopsis), wo Methylgruppen an die DNA angelagert sind, was Gene oft deaktiviert. Kurz gefasst, ergab diese Epigenom-Analyse, dass epigenetische Veränderungen sehr viel häufiger als genetische Mutationen sind, sich aber meist bereits nach wenigen Generationen zurückbilden. Die Zahl der genetischen Mutation pro Pflanzenlinie lag nach 30 Generationen bei maximal 30, die der spezifischen DNA-Methylierungen jedoch bei 30.000. Das scheint viel, doch tatsächlich fanden sich sogar drei bis vier Mal so viele epigenetische Veränderungen, wenn die Forscher eine Pflanze mit ihren direkten Nachfahren verglichen. Die meisten Epimutationen bilden sich demnach mit der Zeit wieder zurück, ohne einen Einfluss auf die Evolution zu haben.