Die Nordamerikanische Seide Cuscuta campestris ist eine parasitäre Pflanze, die an anderen Pflanzen festwächst und deren Stämme mit wurzelartigen Auswüchsen anzapft, um sich mit Energie und wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Jetzt entdeckten Forscher aus den USA, dass diese Parasiten ihre Wirte epigenetisch manipulieren. Der Zweck dieser artüberschreitenden Genregulation ist vermutlich, dass die Wirte den Parasiten mehr Energie zur Verfügung stellen und diese besser wachsen.
Die Seide erzeugt zahlreiche Mikro-RNAs, die in die Wirtspflanze – im Experiment war es Arabidopsis thaliana – gelangen und dort per RNA-Interferenz die Übersetzung wichtiger Gene in die zugehörigen Proteine behindert. Eines dieser Gene (SEOR1) wird von gesunden Wirtspflanzen sehr viel abgelesen. Fällt es wegen einer Mutation aus, erzeugen die Pflanzen mehr Zucker und angewachsene Parasiten werden besonders groß. Vermutlich erreichen die Parasiten mit Hilfe ihres epigenetischen Eingriffs in die Genregulation der Wirte das gleiche Ziel.