Die Meldung ging um die Welt. Sie erschien in vielen deutschen Zeitungen und Magazinen, und sogar in der New York Times: Männliche Mäuse, die besonders intensiv trainierten, weil sie in einer so genannten angereicherten Umwelt lebten, haben schlauere Nachkommen. Man wusste bereits, dass regelmäßiger Ausdauersport und geistiges Training die kognitiven Fähigkeiten von Menschen erhöhen und dass ähnliches auch bei Mäusen geschieht. Nun hatten Forscher aber zumindest bei den Nagern gezeigt, dass die positive Umweltanpassung zum Teil auch epigenetisch an die folgende Generation vererbt wird. Die zugehörige Publikation erschien im April 2018 in der Zeitschrift Cell Reports (doi: 10.1016/j.celrep.2018. 03.059). Die New York Times berichtete im Mai.
Doch für Sie, liebe Leser des Newsletter Epigenetik, war all das zu diesem Zeitpunkt bereits ein alter Hut. Sie hatten unter dem Titel Wird auch geistige Leistungsfähigkeit epigenetisch vererbt? Bereits im September 2017 von der Studie erfahren. Der Autor des Newsletters, Peter Spork, hatte die Resultate auf einem Poster am Rande eines Kongresses entdeckt und war von einem der beteiligten Forscher auf eine frei zugängliche Internet-Vorabveröffentlichung der damals noch nicht von unabhängigen Kollegen geprüften Studie hingewiesen worden. Den journalistisch unabdingbaren Hinweis, dass die Daten deshalb noch mit Vorsicht zu genießen sind, können Sie seit April im Geiste streichen. Und Sie können sich freuen, schon acht Monate vor den Lesern der New York Times Bescheid gewusst zu haben.