Skirmantas Kriaucionis: Epigenetic nucleotides enhance therapy. Science 372, 09.04.2021, S. 127-128.
Eine Mutation der Brustkrebs-Gene BRCA1 oder -2 erhöht das Krebsrisiko von Brust, Eierstöcken und anderen Organen. Gegen diese Tumoren hilft zwar oft ein Mittel, das das Enzym PARP hemmt. Doch viel zu häufig werden die bösartigen Zellen dagegen unempfindlich, und die Therapie versagt. Auf der Suche nach Angriffspunkten für potenzielle Medikamente, die die PARP-Hemmer unterstützen, wurden jetzt der Genetiker Kaspar Fugger und ein Team aus London und München fündig. Hemmten die Forscher*innen ein Enzym namens DNPH1, steigerte das die Wirkung der PARP-Hemmer in Krebszellen. Die Gefahr des Auftretens resistenter Tumoren sank.
In gesunden Zellen hat DNPH1 eine wichtige Aufgabe: Es verhindert, dass epigenetisch markierte DNA-Bausteine, die frei im Zellkern schwimmen, in die DNA eingebaut werden und den genetischen Code verfälschen. Weil Krebszellen einen extrem hohen Bedarf an neuen DNA-Basen haben, ist ein gut funktionierendes Schutz-Enzym für sie besonders wichtig. Fällt es aus, häuft ihre DNA so viele falsche Basen an, dass die Zelle stirbt. Genau das versucht die Onkologie zu unterstützen, denn gerade die Zellen mit mutierten Brustkrebs-Genen und einer Resistenz gegen PARP-Hemmer wehren sich hartnäckig gegen den eigenen Zelltod.
Fugger und Kolleg*innen fordern nun, gezielt nach Substanzen zu suchen, die das epigenetisch aktive Enzym DNPH1 beeinflussen. Und der Onkologe Skirmantas Kriaucionis von der University of Oxford, Großbritannien, kommentiert: „Diese Entdeckung eröffnet mehrere vielversprechende Wege zur Verbesserung der Wirksamkeit von PARP-Hemmern und könnte sogar helfen, erworbene Resistenzen zu überwinden.“