Die meisten Krebszellen zeigen nicht nur zahlreiche genetische Mutationen sondern auch eine Menge epigenetischer Veränderungen, allen voran eine zu starke oder zu geringe Methylierung der DNA an bestimmten Stellen. Klassische demethylierende Medikamente wie 5-Azacitidin oder Decitabin sind deshalb schon länger erfolgreich im Kampf gegen manche Blutkrebsarten im Einsatz (siehe auch die Meldung Akute lymphatische Leukämie besser verstehen – und behandeln). Sie wirken aber recht unspezifisch und haben ein vergleichsweise großes Nebenwirkungspotenzial.
Nun testete ein US-amerikanisches Forschungsteam einen neuen Medikamentenkandidaten der Pharmafirma GlaxoSmithKline, der spezifischer angreift, in dem er nur die Arbeit jenes der drei Methylgruppen anbauenden Enzyme behindert, das bei Zellteilungen aktiv ist: die DNA-Methyltransferase 1, DNMT1. Die Substanz GSK3685032 ähnelt einem aktiven Abschnitt des Enzyms ohne die DNA jedoch zu methylieren. Durch die Konkurrenz mit dem echten Enzym verlieren gerade die sich intensiv teilenden Krebszellen ihre Methylierung, während andere Zellen weitgehend unbeschadet bleiben. Der Krebs wird zumindest in der Theorie Stück für Stück gutartiger und lässt sich leichter angreifen. In Experimenten mit Mäusen scheint diese Rechnung tatsächlich aufzugehen. Das neue Mittel war im Einsatz gegen Tiere mit akuter myeloischer Leukämie (AML) vergleichsweise verträglich und bekämpfte den Krebs erstaunlich effektiv. Die Forscher*innen schreiben, nun ergebe sich eventuell eine neue Therapie-Option für AML und vielleicht sogar für andere Tumorerkrankungen.