Mit neuem HDAC-Hemmer gegen gefährlichen Hirntumor

Catherine S. Grasso et al.: Functionally defined therapeutic targets in diffuse intrinsic pontine glioma. Nature Medicine, 06/2015, S. 555-559.

 

Das diffuse intrinsische Ponsgliom (DIPG) ist einer der gefährlichsten Hirntumore im Kindesalter. In den USA ereilt die Diagnose etwa 200 bis 400 Kinder jährlich, nur jedes hundertste davon lebt fünf Jahre später noch. Die Hälfte stirbt binnen neun Monaten. Leider ist der Tumor inoperabel, und es gibt bislang kein effektives Chemotherapeutikum. Doch das könnte sich vielleicht bald ändern. In Zellkulturen mit menschlichen Tumorzellen und in Mäusen, denen die Zellen eingepflanzt worden waren, machte das epigenetische Medikament Panobinostat die bösartigen Zellen angreifbar und verzögerte ihr Wachstum deutlich.

Vor einigen Jahren gelang es Michelle Monje und Kollegen von der Stanford University School of Medicine, USA, eine Zellkultur der Ponsgliom-Zellen anzulegen. Das ermöglichte eingehende molekularbiologische Analysen des Krebses. Diese ergaben, dass in vier von fünf Fällen das Gen für das Histon-3-Protein mutiert ist. Weil Veränderungen der Histone die Genregulation dauerhaft beeinflussen und somit zu den wichtigsten epigenetischen Schaltern überhaupt gehören, lag es auf der Hand, nun Medikamente, die den Histon-Code verstellen, als potenzielle Wirkstoffkandidaten zu testen.

Am effektivsten schnitt dabei Panobinostat ab, ein Mittel, das gerade erst in den USA für die Behandlung des multiplen Myeloms zugelassen wurde (siehe Newsletter Epigenetik 1/2015). Es gehört zu den Histondeacetylase-Hemmern (HDAC-Inhibitoren), hemmt also Enzyme, die Acetylgruppen von Histonen entfernen. Diese Enzyme machen Gene weniger leicht ablesbar, da der entsprechende DNA-Abschnitt besonders gut im Chromatin genannten DNA-Eiweiß-Gemisch verpackt wird. Interessanterweise ließ sich der Effekt sogar durch ein zweites epigenetisches Medikament verstärken: den Histondemethylase-Hemmer GSK-J4.

Die Forscher sprechen angesichts ihrer Resultate von einer „viel versprechenden Behandlungsstrategie für DIPG“. Aber natürlich müssten sich die Resultate zunächst in sorgfältigen klinischen Studien beim Menschen bestätigen.