Kalorienreduzierte Ernährung bremst Alterungstempo

Reem Waziry et al.: Effect of long-term caloric restriction on DNA methylation measures of biological aging in healthy adults from the CALERIE trial. Nature Aging 3, 03/2023,
S. 248-257.

Wenn Organismen alle wichtigen Nährstoffe in ausreichender Menge erhalten, aber insgesamt unterdurchschnittlich wenige Kalorien zu sich nehmen, spricht man von kalorienreduzierter Ernährung (Kalorienrestriktion). Viele Studien haben bereits gezeigt, dass eine solche Art der Ernährung das Altern bremsen und die Lebensspanne verlängern kann – von der Hefezelle bis zum Rhesusaffen. Ob das auch für Menschen gilt, ist zwar nach wie vor umstritten, aber dank einer neuen Studie gibt es nun erste Hinweise, dass auch Menschen ihr Alterungstempo bremsen können, wenn sie gezielt und über längere Zeit hinweg weniger essen, ohne dabei in eine Mangelsituation zu geraten.

Seit einigen Jahren gibt es epigenetische Uhren (s. auch Newsletter Epigenetik 32), allen voran die vom Deutsch-Amerikaner Steve Horvath entwickelte Horvath‘sche Uhr. Mit Hilfe von Algorithmen kann man damit erstaunlich genau das biologische Alter eines Menschen aus dem Muster der DNA-Methylierung seiner Blut- oder Mundschleimhautzellen ableiten. Der Autor berichtete an anderer Stelle ausführlich über einen Selbstversuch mit solchen Tests (www.riffreporter.de/de/wissen/epigenetische-uhr). 

Nun haben US-amerikanische Forschende erstmals versucht, mit Hilfe verschiedener epigenetischer Uhren in einer kontrollierten Studie den Effekt einer zwei Jahre anhaltenden kalorienreduzierten Ernährung auf das Alterungstempo von Menschen zu messen. Etwa 200 Versuchspersonen wurden zufällig einer von zwei Gruppen zugeordnet. Die eine sollte zwei Jahre lang nur noch drei Viertel ihre gewohnten Kalorien zu sich nehmen, die andere sollte sich weiter wie zuvor ernähren.

Die Resultate sind weniger überzeugend, als man nach den vielen erfolgreichen Tierversuchsstudien zum Thema erwartet hätte: Die beiden optimierten Horvath’schen Uhren GrimAge und PhenoAge zeigten keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen. Aber eine epigenetische Uhr namens DunedinPACE, die nicht das biologische Alter selbst, sondern das Tempo der Alterung erfasst, diagnostizierte bei jenen mit kalorienreduzierter Ernährung einen geringen aber signifikanten Effekt: Sie alterten langsamer.

Die Forschenden möchten das Phänomen nun mit einer größeren Proband*innengruppe erforschen. Denn auch wenn die Effekte vielleicht nur gering seien, so könnten daran ansetzende bevölkerungsweite Maßnahme zur Prävention von Alterskrankheiten enorme positive Auswirkungen haben. 

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