Falsche Weichenstellungen führen zu Leukämie

Jiangwhen Zhang et al.: Harnessing of the nucleosome-remodeling- deacetylase complex controls lymphocyte development and prevents leukemogenesis. Nature Immunology 13, 13.11.2011, S. 86-94.
Grant A. Challen et al.: Dnmt3a is essential for hematopoietic stem cell differentiation. Nature Genetics, 04.12.2011, Online- Vorabpublikation.

Der Auslöser mancher T-Zell-Leukämien scheint eine epigenetische Fehlsteuerung zu sein. So lautet das Fazit eines japanisch-amerikanischen Forscherteams, das Mäuse untersuchte, denen ein Genaktivator (Transkriptionsfaktor) namens Ikaros fehlt. Man wusste bereits, dass diese Mäuse häufig an T-Zell-Leukämien erkranken. Nun weiß man auch, wieso: Ikaros lenkt Enzyme, die den Histon-Code verändern und kann so bestimmte Gene gezielt aktivierbar machen. Diese Gene helfen den Vorläufern der Immunzellen schließlich bei ihrer Entwicklung. Doch ohne Ikaros sind nicht nur diese „guten“ Gene weniger aktiv als nötig. Gleichzeitig werden auch andere Gene epigenetisch reaktiviert, die die Weichen der Zelle vermehrt in Richtung Bösartigkeit stellen. Stammzellforscher aus den USA fanden ganz ähnliche Effekte, indem sie ein anderes wichtiges epigenetisches Enzym bei Blutstammzellen ausschalteten: Das Enzym Dnmt3a hilft bei der Anlagerung von Methylgruppen direkt an die DNA und somit bei der gezielten Stilllegung von Genen. Ist es defekt, entwickeln sich Blutstammzellen fehlerhaft, was Krebs begünstigen dürfte.