Epigenetischer Doppelschlag gegen Pankreaskarzinom

Pawel K. Mazur et al.: Combined inhibition of BET family proteins and histone deacetylases as a potential epigenetics-based therapy for pancreatic ductal adenocarcinoma. Nature Medicine 21, 10/2015, S. 1163-1171.

So genannte duktale Adenokarzinome des Pankreas (Bauchspeicheldrüse) gehören zu den tödlichsten Krebsarten überhaupt. Gegen übliche Chemo- oder Strahlentherapien sind die äußerst aggressiven Tumoren meistens resistent. Deshalb haben Onkologen von der Stanford University, USA, und dem Klinikum rechts der Isar, München, nun in Zellkulturen und bei Versuchstieren nach Alternativen zu bisherigen Medikamenten gesucht. Fündig wurden sie bei einer Kombination zweier epigenetischer Wirkstoffe. Gemeinsam bekämpfen sie duktale Pankreas-Adenokarzinome in Mäusen und verlängern die Überlebenszeit der Tiere.

Zunächst testeten die Forscher das Mittel JQ1, einen Wirkstoffkandidaten, der sich bereits in klinischen Studien beim Menschen befindet und ein epigenetisch aktives Protein namens BRD4 hemmt. BRD4 erkennt Acetylgruppen an Histonen, liest also den aktuellen Histon-Code einer Zelle und hilft ihr vermutlich dabei, einen bestimmten epigenetischen Zustand aufrechtzuerhalten. Schon dieser Eingriff verringerte das Wachstum der Krebszellen, verlängerte das Leben der kranken Mäuse aber nicht. Also testeten die Forscher mögliche Kandidaten für eine Kombinationstherapie. Zu ihrer Überraschung siegte dabei ein weiteres epigenetisches Medikament: Der Histondeacetylase-Hemmer SAHA (Vorinostat). Dieses Mittel unterdrückt Enzyme, die Acetylgruppen von Histonen entfernen. Dadurch lockert es das Chromatin und macht epigenetisch deaktivierte DNA-Stücke wieder aktivierbar. In den USA ist die Substanz schon lange zur Behandlung kutaner Lymphome beim Menschen zugelassen.

Eine Analyse ergab, dass derart therapierte Krebszellen wieder mehr Proteine namens p57 bilden. Schalteten die Forscher nun auch noch das Gen für p57 aus, blieb die epigenetische Kombinationstherapie wirkungslos. Diese Resultate, die darauf schließen lassen, dass JQ1 und SAHA letztlich über eine p57-Aktivierung wirken, machen Sinn. Es ist nämlich bekannt, dass sich Zellen mit Hilfe des p57-Proteins gegen bösartige Entartungen zur Wehr setzen. Und weil p57 auch beim Menschen aktiv ist, besteht berechtigte Hoffnung, dass sich die Resultate vielleicht sogar übertragen lassen. Die Forscher hoffen jedenfalls auf eine rasche klinische Prüfung. Dabei könnte auch gleich das Potenzial im Kampf gegen Adenokarzinome der Lunge getestet werden. Denn zumindest bei den Versuchstieren sprach auch diese Krebsart auf den epigenetischen Doppelschlag an.