Halten gesundheitliche Beeinträchtigungen auch noch vier Wochen nach einer Covid-19-Erkrankung an, sprechen Ärzt*innen von Long Covid. Leiden Betroffene mindestens zwölf Wochen haben sie Post Covid, aber auch hier wird meist von Long Covid gesprochen.
Erstaunlich viele Menschen sind betroffen, so dass sich inzwischen eine Art Pandemie nach der Pandemie abzeichnet: Bis zu 30 Prozent der früheren Covid-19-Patient*innen leiden je nach Analyse sogar noch zwei Jahre später an einem oder mehreren von mehr als hundert verschiedenen Symptomen.
Da ist es gut, dass nun auch vermehrt über die Epigenetik langfristiger Folgen von Corona-Infektionen geforscht wird. „Die biologische und epigenetische Forschung zu Long Covid wird Millionen von Menschen zu Gute kommen“, schreibt ein belgisches Team von Gesundheitsforschenden in einem neuen Übersichtsartikel, der systematisch Studien auswertet, die bislang zur Epigenetik von Post und Long Covid publiziert wurden.
Noch gebe es zwar wenige Daten und auch die Qualität der Studien lasse zu wünschen übrig, so die Autorïnnen, aber schon jetzt sei klar: Post und Long Covid gehen mit typischen epigenetischen Veränderungen zum Beispiel in Immunzellen oder in Zellen des Nervensystems einher. Deren Analyse könne vielleicht helfen, die Mechanismen dieser Leiden und auch des nahe verwandten Syndroms ME/CFS (Myalgic Enzephalomyelitis/ Chronic Fatigue Syndrome), das ebenfalls typische epigenetische Veränderungen auslöst, besser zu verstehen.
Schon heute kennt man typische epigenetische Markierungen in Blutzellen Betroffener, die sich vielleicht als Biomarker für die Long Covid-Diagnose und das Aufspüren potenzieller Risikopersonen eignen. Und – wenn es richtig gut läuft – dann gibt die Epigenetik eines Tages sogar Zielstrukturen Preis, an die eine potenzielle Therapie von Long Covid und ME/CFS ansetzen könnte.