Schon bei vielen Krebsarten hat sich eine epigenomische Analyse des Musters, in dem Methylgruppen an die DNA der Krebszellen angelagert sind, als gute Methode erwiesen, um die Aggressivität des Leidens besser einzuschätzen. Das DNA-Methylierungsmuster des Tumors dient Onkologen deshalb immer häufiger als wichtiger Prognose-Helfer und unterstützt die Auswahl der optimalen Behandlungsstrategie. Dass dies in Zukunft auch für einen besonders gefährlichen Blutkrebs des Säuglings- und Kleinkindalters namens Juvenile myelomonozytäre Leukämie (JMML) gelten dürfte, zeigte jetzt ein internationales Forscherteam unter Leitung von Christian Flotho vom Universitätsklinikum Freiburg und Christoph Plass vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg.
Bisher ist kaum möglich, zum Zeitpunkt der Diagnose abzuschätzen, wie gefährlich die Erkrankung tatsächlich ist. Unbehandelt sterben die meisten Kinder binnen eines Jahres, und selbst nach einer Transplantation von Blutstammzellen tritt das Leiden bei der Hälfte der Kinder innerhalb von fünf Jahren erneut auf. Nun konnten die Forscher jedoch drei klar trennbare Untergruppen der JMML aufspüren, die vermutlich einen unterschiedlichen Ursprung haben. Die eine Untergruppe besitzt besonders viele Methylgruppen an der DNA. Bei ihr ist die Prognose besonders schlecht. Mehr Glück haben jene Kinder, deren Tumorzellen besonders wenige Methylgruppen an der DNA aufweisen. Zudem gibt es eine mittlere Gruppe.
Diese Entdeckung dürfte in Zukunft nicht nur Ärzten bei ihrer Therapieentscheidung helfen. Die Forscher konnten auch feststellen, welche genetischen Mutationen die epigenetischen Veränderungen vermutlich anstoßen und wie diese in die Genregulation eingreifen. Damit verbessert sich insgesamt das Verständnis des rätselhaften Blutkrebses und damit hoffentlich eines Tages auch die Aussicht auf neue Therapien.