Das auffällige Sozialverhalten von Mäusen mit Autismus lässt sich einer neuen Studie zufolge mit Hilfe eines epigenetischen Medikaments normalisieren. Vieles spricht zudem dafür, dass auch beim Menschen eine Störung der epigenetischen Genregulation zu Autismus führen kann. Nun reifen Hoffnungen auf einen neuen Therapieansatz. Physiologen aus Buffalo, USA, untersuchten Mäuse, die wegen einer bestimmten Mutation autistisch sind. Die Forscher stellten fest, dass die Mutation indirekt zum Anstieg des epigenetischen Enzyms HDAC2 (Histondeacetylase 2) in den Nervenzellen der Tiere führt. Dieses entfernt Acetylgruppen von den Histonproteinen im Erbgut der Zellen und stellt dadurch 213 verschiedene Gene ruhig. Darunter sind auch Gene, die wichtig sind für die Kommunikation der Zellen untereinander und nicht zuletzt deshalb schon länger im Verdacht stehen, bei Autismus eine Rolle zu spielen.
Dann gaben die Forscher den jungen Mäusen für kurze Zeit eine sehr kleine Dosis des HDAC-Hemmers Romidepsin, der in umgerechnet der zwanzigfachen Dosis bereits zur Krebstherapie beim Menschen zugelassen ist. Der Spiegel des Enzyms HDAC2 sank, 88 Prozent der zuvor herunterregulierten Gene wurden wieder stärker abgelesen, und die Mäuse verhielten sich über drei Wochen hinweg völlig unauffällig – was fast der gesamten Jugendzeit der Tiere entspricht. Nebenwirkungen beobachteten die Forscher keine.
Zumindest für jene knapp zwei Prozent der Menschen mit Autismus, bei denen Mutationen des gleichen Gens verantwortlich für das veränderte Verhalten sind, wie bei den untersuchten Mäusen, hoffen die Wissenschaftler nun auf eine neue Behandlungsstrategie. Das sei vor allem deshalb bemerkenswert, weil es bislang überhaupt noch kein effektives Medikament gegen die sozialen Auffälligkeiten bei Autismus gebe. Außerdem sei es wichtig, nun auch für andere Formen von Autismus zu klären, inwieweit epigenetische Veränderungen beteiligt sind.