Sie ist den Leser*innen dieses Newsletters bestens bekannt: Isabelle Mansuy, Neuro-Epigenetikerin an der Universität und der ETH Zürich, ist führend, wenn es um die Erforschung der Generationen überschreitenden epigenetischen Vererbung geht. Über ihre wegweisenden Arbeiten mit Mäusen, die in früher Kindheit traumatisiert wurden, wurde an dieser Stelle oft berichtet. Unter anderem konnte ihr Team zeigen, dass die epigenetischen Folgen des frühkindlichen Traumas an bis zu vier weitere Generationen weitergeben werden. Nun hat die Französin gemeinsam mit dem Pariser Psychotherapeuten Jean-Michel Gurret und der Journalistin Alix-Lefief-Delcourt ein Buch über Epigenetik geschrieben.
„Wir können unsere Gene steuern“ heißt das Werk. Mit Ausrufezeichen übrigens. Es führt kompetent und verständlich in die neue Wissenschaft ein. Wer sich rasch einen Überblick über den Stand der Forschung verschaffen will ist also ebenso gut bedient, wie alle, die grundsätzlich lernen wollen, was Epigenetik überhaupt ist. Der Tonfall ist teilweise etwas lehrbuchhaft. Und der Versuch, dem Werk beispielsweise durch Listen epigenetisch gesunder Nahrungsinhaltsstoffe einen Ratgeber-Anstrich zu verleihen, wirkt etwas aufgesetzt.
Insgesamt hätte man sich angesichts der kompetenten Autor*innen ein visionäreres, spekulativeres und moderneres Buch gewünscht. Es gibt gerade in den Bereichen der transgenerationellen epigenetischen Vererbung und des Einflusses der Epigenetik auf die Psychotherapie so viele spannende neue Erkenntnisse, dass reichlich Diskussionsstoff vorhanden wäre. Davon ist im vorliegenden Buch aber wenig zu spüren. Vermutlich wurde es vor allem für den französischen Markt geschrieben, auf dem es anders als im deutschen Sprachraum noch kaum Bücher gibt, die die Welt der Epigenetik von Grund auf erklären wollen.