Schweres Asthma entsteht manchmal schon im Mutterleib

Kevin M Magnaye et al.: DNA methylation signatures in airway cells from adult children of asthmatic mothers reflect subtypes of severe asthma. PNAS 119, 14.06.2022, e2116467119.

Hat die Mutter Asthma, steigt das Risiko der Kinder, das gleiche Leiden zu bekommen. Das hat aber nicht nur mit Genetik zu tun, sondern vermutlich auch mit Umwelteinflüssen aus der perinatalen Zeit im Mutterleib und im ersten Lebensjahr. Das belegt jetzt eindrucksvoll eine Studie von Genetiker*innen, Systembiolog*innen und Allergolog*innen aus den USA.

Die Forschenden verglichen die Epigenome von Schleimhautzellen aus den Atemwegen dreier verschiedener Gruppen: Erwachsene ohne Asthma, Erwachsene mit Asthma, deren Mutter kein Asthma hatte, und Erwachsene mit Asthma, deren Mutter während der Schwangerschaft an Asthma litt. Dabei fanden sich einige DNA-Methylierungen, die nur in der letzten Gruppe vorkamen. Als Bestätigung spürte das Team die gleichen Resultate auch in Proben von Kindern auf.

In einem nächsten Schritt, suchten die Forschenden mit einem systembiologischen Ansatz – also mit
mathematischen Analysen komplexer Muster – nach verborgenen Zusammenhängen zwischen den epigenetischen Besonderheiten der Menschen mit asthmakranker Mutter und einem womöglich dadurch gesteigerten Asthmarisiko. Dabei zeigte sich, dass die Regulation von Genen betroffen ist, die in das Immunsystem eingreifen und bekanntermaßen das Risiko für Allergien wie Asthma erhöhen.

Es seien also sehr wahrscheinlich Einflüsse aus der Zeit im Mutterleib, die diese epigenetische Prägung verantworten und damit das Asthmarisiko im späteren Leben erhöhen, folgern die US-Amerikaner*in-nen. Weil das Asthma dieser Menschen also eine besondere „Geschichte“ hat, wundert es auch nicht, dass sich ihr Krankheitsbild von jenem anderer Asthmatiker*innen unterscheidet. Bei ihnen ist das Risiko für eine besonders schwere Asthma-Form gesteigert, die mit üblichen Therapien nicht zu behandeln ist. Anders als gewöhnliche Asthmatiker*innen würden sie vielleicht sogar davon profitieren, wenn man ihr Immunsystem künstlich ankurbelt.