Katharina Gapp et al.: Early life stress in fathers improves behavioural flexibility in their offspring. Nature Communications 5, 18.11.2014, doi: 10.1038/ncomms6466.
Die Arbeitsgruppe um Isabelle Mansuy von der Universität und ETH Zürich liefert derzeit erstaunlich viele wichtige Resultate darüber, wie sich eine frühkindliche Traumatisierung bei Mäusen über die epigenetische Programmierung von Zellen des Gehirns auf das Verhalten folgender Generationen auswirkt (siehe auch Newsletter Epigenetik 02/2014 und 03/2014). Bislang standen dabei eher negative Auswirkungen der extremen Stresserfahrung kurz nach der Geburt im Fokus. Doch nun legt die Gruppe ein Resultat vor, das eine andere Beobachtung bei Menschen erklärbar macht: Frühkindlicher Stress kann auch positive Folgen für die Persönlichkeit haben, etwa die Resilienz erhöhen.
Katharina Gapp und Kollegen setzten Mäuse und ihre Mütter starkem, traumatisierendem Stress aus. Und dann zeigten sie, dass die Nachfahren männlicher Mäuse, die derart stark belastet worden waren, sich besonders zielgerichtet und flexibel verhielten. Vermutlich gingen diese positiven Eigenschaften zurück auf eine epigenetische Hemmung der Aktivität des Rezeptors für das Stresshormon Aldosteron in einer wichtigen Region des Gehirns namens Hippocampus. Lösten die Forscher diese Hemmung jedenfalls bei einer Kontrollgruppe auf pharmakologischem Weg aus, verhielten sich diese Tiere ganz ähnlich.
Für den Effekt scheint die Veränderung des Histon-Codes der betroffenen Zellen verantwortlich zu sein. Das heißt, eine Modifikation der Histon-Proteine sorgt dafür, dass diese die DNA besonders fest verpacken und das Gen für den Aldosteron-Rezeptor weniger gut abgelesen werden kann. Dass die epigenetische Botschaft indes die Generationengrenzen überspringt, liegt wohl eher an einem anderen epigenetischen Schaltersystem: Zumindest konnten die Forscher zeigen, dass das Gen des Aldosteron-Rezeptors in den Spermien der traumatisierten Tiere ungewöhnlich häufig mit angelagerten Methylgruppen versehen war.