Mit RNA-Interferenz gegen Darmentzündungen

Annika Frede et al.: Colonic gene silencing using siRNA-loaded calcium phosphate/PLGA nanoparticles ameliorates intestinal inflammation in vivo. Journal of Controlled Release 222, 28.01.2016, S. 86-96.

Chronische Darmentzündungen wie Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn sind für die Patienten eine große Belastung. Seit einiger Zeit werden sie zwar oft erfolgreich mit monoklonalen Antikörpern gegen das zellwachstumsregulierende Protein TNF-α behandelt, doch diese Methode hat teilweise erhebliche Nebenwirkungen. Da die Antikörper über die Blutbahn verabreicht werden, schützen sie nicht nur die entzündeten Darmzellen sondern richten andernorts im Körper teils erheblichen Schaden an. Jetzt hat ein deutsch-britisches Forscherteam bei Mäusen erfolgreich den Einsatz epigenetisch aktiver Moleküle getestet, die direkt im Darm verabreicht werden und deshalb eine lokale und entsprechend nebenwirkungsarme Wirkung entfalteten.

Astrid Westendorf von der Universitätsklinik Duisburg-Essen und Kollegen verpackten kurze nicht kodierende RNA-Moleküle (small interfering RNAs, siRNAs) in ungiftige Nanopartikel, die deren Aufnahme in Darmzellen ermöglichen sollten. Die siRNAs waren so codiert, dass sie spiegelbildlich zu Boten-RNAs für die Wachstumsregulatoren TNF-α, IP-10 und KC passten – alles drei Substanzen, die die gefährlichen Darmentzündungen befördern. Tatsächlich gelangten die siRNAs in die Zellen der Darmschleimhaut und des Immunsystems und drosselten dort per RNA-Interferenz die Produktion der krankheitsfördernden Proteine. Die Mäuse erzeugten in den entzündeten Darmabschnitten bis zu 50 Prozent weniger der Proteine, sie verloren deutlich weniger Gewicht als nicht behandelte Tiere, und auch sonst gingen bei ihnen die Entzündungszeichen merklich zurück. Angesichts der „eindeutigen Ergebnisse“ spricht Westendorf von einem „viel versprechenden Ansatz für die Therapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen“.