Liebe Leser*innen,
die Epigenetik startet mal wieder durch. Sie wissen, es ist nicht das erste Mal, dass ich das schreibe. Da war das Internationale Epigenomprogramm IHEC, da waren die ersten epigenomweiten Assoziationsstudien, kurz EWAS: alles Meilensteine. Und nun folgen System- und Einzelzellbiologie. Erneut zeigt sich, wie wichtig die „Sprache“ ist, in der sich „das Erbe mit der Umwelt unterhält“. Epigenetische Strukturen sagen den Zellen, was sie sind, wie sie sich angesichts steter Herausforderungen entwickeln und welche ihrer Anpassungen sie weitervererben. Dank neuer Computer-Power, verbesserter KI und Hightech-Zellbiologie gelingt es der Forschung inzwischen, diese Botschaften im Gefüge des gigantischen Netzwerks zu verstehen, das die Epigenetik gemeinsam mit Proteinen, Genen, Organ- und Botenstoff-Systemen sowie dem sozialen und psychologischen Umfeld bilden.
Dieser Newsletter zeigt eindrucksvoll, wie die Erkenntnisse eines der wichtigsten Forschungsgebiete unserer Zeit dadurch sehr viel näher an unser Leben heranrücken. Es wird messbar, wie der Lebensstil das Tempo verändert, mit dem wir Altern (S. 5), es werden Marker sichtbar, die uns verraten, ob wir einst im Mutterleib ohne es zu wissen einen eineiigen Zwilling hatten (S. 8), und wir beginnen, Alzheimer und Demenz auf einer völlig neuen, systemischen Ebene zu verstehen, die auf neue Methoden der Früherkennung und Behandlung hoffen lässt (S. 9).
Ein gutes Beispiel ist das maschinelle Lernen. Dieses KI-Verfahren hilft dabei, in riesigen, chaotisch anmutenden Datenmengen verborgene Muster aufzuspüren. Auf epigenetische Daten angesetzt schenkt es uns einen neuen Blick auf den gefährlichen schwarzen Hautkrebs und verbessert die Prognose innovativer Therapien (S. 11). Und es zeigt, wie wir vielleicht schon bald im Blut erkennen können, wenn jemand an Schizophrenie erkrankt ist (S.10).
Leider hat das Erscheinen des immerhin schon 35. Newsletter Epigenetik länger gedauert als geplant. Dafür ist er besonders umfangreich geworden. Einige wichtige Studien mussten dennoch unerwähnt bleiben, zum Beispiel darüber, wie die Epigenetik erklärt, dass Weichmacher im Plastik den IQ von Kindern beeinflussen können, wie die Faltung des Chromatins bei manchen Pflanzen bestimmt, wann sie mit der Blüte starten, oder wie ein bestimmtes Protein namens BANP erkennt, ob eine CpG-Insel in der DNA methyliert ist oder nicht und daraufhin als Transkriptionsfaktor Gene an- oder ausschaltet. Klicken Sie bitte für weitere Infos zu diesen Themen direkt auf den jeweiligen Text.
Tipps, wie vielleicht auch Sie dafür sorgen können, dass die Ausgabe Nr. 36 wie geplant im Februar/März 2022 erscheinen kann, finden Sie auf Seite 12. Doch zunächst wünsche ich viel Spaß beim Lesen und sage Danke, dass Sie dem Newsletter Epigenetik treu bleiben.
Herzliche Grüße, Ihr Peter Spork