Intro Juni 2014

spork-introRegelmäßige Leser dieses Newsletters wissen, was Epigenetik ist: Genetik, Molekularbiologie, Biochemie, Zellbiologie. Knallharte Wissenschaft jedenfalls. Die Epigenetik schenkt den Zellen Identität und Gedächtnis. Das ist sehr viel. Und man kann sehr vieles damit erklären. Von den neuen Erkenntnissen profitieren denn auch wichtige Bereiche, etwa Biopsychologie, Prävention, Onkologie, Stammzellforschung und Evolutionsbiologie. Nicht umsonst gab es in den Jahren 2006, 2009 und 2012 den Medizin-Nobelpreis für Resultate aus dem Randgebiet der Epigenetik.

Was die Epigenetik aber definitiv nicht kann, ist die Erklärung von Pseudowissenschaft. Epigenetik ist keine Esoterik! Mich befremdet zum Beispiel, wenn ein Heilpraktiker-Kongress sich das übergeordnete Motto „Konstitution und Epigenetik“ gibt, und unter diesem Motto dann Vorträge zu Homöopathie, Irisdiagnose und „abendländischer Elementenlehre“ auftauchen.

Zugegeben: Die Epigenetik macht manches möglich, was früher undenkbar schien. Doch nur weil sie uns eine neue Ebene der Erbe-Umwelt-Interaktion eröffnet, sprengt sie keine Naturgesetze. Epigenetik ist kompliziert und viele ihrer Erkenntnisse sind revolutionär. Dennoch erhebt sie unseren „Geist“ nicht über unser Erbgut. Und sie kann auch nicht beweisen, dass Edelsteine, Zuckerkügelchen oder „Energiefelder“ ein Potenzial zur Heilung haben.

Immerhin befindet sich die Wissenschaft der DNA- Methylierungen, Histonveränderungen und Mikro-RNAs in bester Gesellschaft: Epigenetik und Quantenphysik scheinen in der Esoterik-Szene längst untrennbar miteinander verwoben zu sein. Durchblick unerwünscht. Hier ist Glaube gefragt.

Wer lieber verstehen möchte, dem lege ich diese, mittlerweile 17. Ausgabe des Newsletter Epigenetik ans Herz.

Herzlich, Ihr Peter Spork