Epigenetische Vererbung von Übergewicht

Fünf stark übergewichtige Männer an einem Strand. Die Oberkörper sind nackt.
Es gibt viele Hinweise, dass wir den Hang zu Übergewicht epigenetisch vererben (Bildrechte: tish1 / depositphotos)

Daniela Kaspar et al.: Nutrition and its role in epigenetic inheritance of obesity and diabetes across generations. Mammalian Genome 31, 30.04.2020, S. 119-133.

Fünf stark übergewichtige Männer an einem Strand. Die Oberkörper sind nackt.
Es gibt viele Hinweise, dass wir den Hang zu Übergewicht epigenetisch vererben (Bildrechte: tish1 / depositphotos)

Wie beeinflusst unsere Ernährung das Risiko zukünftiger Kinder und Enkel, Diabetes oder Übergewicht zu bekommen? Diese Frage ist angesichts der neuesten Erkenntnisse der Epigenetik aktueller denn je. Eine Reihe von Studien mit Nagetieren legt die Vermutung nahe, dass Informationen über ernährungsbedingte Anomalien des Stoffwechsels, die zu extremem Übergewicht und Diabetes führen können, auch das Risiko der Nachkommen erhöhen. Hinweise, dass gleiches auch bei Menschen geschieht, existieren allerdings kaum. Vergleichbare Studien bei Menschen verbieten sich natürlich.

„Wir haben gelernt, dass nicht jede Vererbung schicksalhaft durch die Gene bestimmt wird, die wir von Mama und Papa geerbt haben“, schreiben der Epigenetiker Johannes Beckers und Kolleg*innen vom Institut für experimentelle Genetik am Helmholtz Zentrum München in einem aktuellen Übersichtsartikel, der den Stand der Forschung zur epigenetischen Vererbung der Folgen fehlerhafter Ernährung zusammenfasst. Stattdessen verleihe „die Entdeckung der Generationen überschreitenden epigenetischen Vererbung eine gewisse Freiheit“. Vererbung über Keimzellen werde eben auch durch den elterlichen Lebensstil gesteuert. Und der ist zweifelsfrei beeinflussbar.

Der Beitrag ist nicht nur wegen der guten Übersicht über die Datenlage empfehlenswert, sondern auch, weil sich die Forscher die Mühe machen, ein paar Begriffe zu definieren, die sogar in Fachartikeln nicht immer klar voneinander getrennt und deshalb oft missverständlich gebraucht werden. Es sei sehr wichtig, nichtgenetische Vererbung wie die Prägung im Mutterleib oder das Empfangen des mütterlichen Mikrobioms von echter epigenetischer Vererbung zu trennen, schreiben sie. Und auch bei der epigenetischen Vererbung selbst mache es einen Unterschied, ob man von intergenerationeller oder von transgenerationeller epigenetischer Vererbung spreche. Im ersten Fall verändert sich die Keimzelle des späteren Lebens direkt. Es ist also immer nur die nächste oder maximal die übernächste Generation davon betroffen. Im zweiten Fall verbleibt die epigenetische Markierung aber in der Keimbahn und wirkt unter Umständen auch noch auf folgende Generationen.

Ein ausführlicher Artikel zum Thema ist im RiffReporter Online-Magazin Erbe&Umwelt erschienen.