„Für mich liefert die Epigenetik die grundlegendste Erklärung innerhalb der Sozialwissenschaften und der Biologie seit Darwins Theorie der natürlichen und sexuellen Selektion.“ Diese geradezu euphorische Aussage stammt von Helen Fisher, einer bekannten Anthropologin aus den USA. Was Sie an der Epigenetik fasziniert? „Umwelteinflüsse können das Verhalten von Genen verändern, schalten sie an oder aus.“ So ihre Antwort auf die „Jahresfrage 2012“ des US-amerikanischen Online-Magazins Edge. „Was ist Ihre liebste, tiefsinnigste, eleganteste oder schönste Erklärung?“ hat Edge zu Jahresbeginn eine Reihe von Wissenschaftlern gefragt. 192 antworteten – und Fisher legte sich auf die Epigenetik fest. Warum, das begründet die Anthropologin unter anderem so: „Die Auswirkungen epigenetischer Mechanismen sind auf dem besten Weg zum neuen wissenschaftlichen Denkansatz. Forscher mutmaßen, dass epigenetische Faktoren eine Rolle bei der Entstehung vieler menschlicher Krankheiten, Veranlagungen und Eigenschaften spielen – von Krebs über klinische Depression und neurologische Erkrankungen bis hin zu Unterschieden in Verhalten und Kultur.“