Wir moderne Menschen sind massiv bedroht – von den Veränderungen unserer Umwelt, die wir selbst verantworten. Werden wir überhaupt eine Zukunft haben? Sterben wir aus? Passen wir uns weiter an? Oder treten Maschinen an unsere Stelle? Das sind die zentralen Fragen, denen sich der Münchner Evolutionsbiologe und Autor Axel Lange in seinem neuen Buch „Von künstlicher Biologie zu künstlicher Intelligenz – und dann?“ stellt.
Lange versucht, mit Hilfe der Erweiterten Synthese der Evolutionstheorie in „die Zukunft unserer Evolution“ zu schauen. Ihr zufolge vererben wir mehr als unsere DNA. Wir geben epigenetische Informationen genauso weiter, wie unseren Einfluss auf die Umwelt, soziale Eigenheiten sowie kulturelle Errungenschaften. Und genau diese Art der Evolution können wir – im Gegensatz zu den allermeisten anderen Lebewesen – bewusst beeinflussen. Und in naher Zukunft greifen wir womöglich sogar gezielt in die biologischsten aller unserer Evolutionstreiber ein: in die Genetik und Epigenetik.
Der Paradigmenwechsel dabei: Weil wir ein Stück weit unser Leben und die Entwicklung unserer Umwelt vorausberechnen können – etwa in der Systembiologie oder mit Hilfe der Klimaforschung – können wir uns dank moderner Technik theoretisch bereits dann an Herausforderungen anpassen, wenn sie noch gar nicht aufgetreten sind. Das wäre der bloßen Biologie unmöglich.
Als gravierendsten Faktor für bevorstehende Veränderungen beschreibt Lange die rasanten Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz (KI). Sie werde schon in zehn bis zwanzig Jahren die Medizin spürbar verändert haben: „Aus der präventiven Medizin soll schließlich eine vorausschauende, intelligente Medizin werden“, schreibt er. KI werde es gelingen, „die Komplexität des menschlichen Körpers“ zu erfassen, und damit habe sie „Chancen, weitaus sicherere Entscheidungen zu liefern als der Mensch.“
Schon das wird die Biologie des Menschen und seine evolutionäre Nische verändern, in die er sich als Art in die Erde einfügt. Doch damit nicht genug. Axel Lange spekuliert auch über mögliche Folgen für die Evolution, wenn utopische Ideen zur Verschmelzung von Mensch und Maschine wahr werden würden. Mischwesen aus Mensch und Maschine, Cyborgs genannt, könnten entstehen, KI könnte dank neuer selbstlernender Algorithmen immer menschenähnlicher werden. Und eines Tages könnten sich Maschinen menschliche Eigenschaften sogar vollständig aneignen.
Dieses Nachdenken über die Entwicklung unserer Art in den kommenden Jahrzehnten und das, was aus ihr heraus oder dank ihrer Schöpfungskraft entstehen könnte – ist das zentrale Thema des leicht verständlichen, flüssig geschrieben und dennoch fachlich wegweisenden Buchs. Auf gut 400 Seiten überzeugt uns der Autor, dass es höchste Zeit wird, sich mit der Zukunft der menschlichen Evolution zu beschäftigen. Denn diese hat längst begonnen.
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