Hilft Epigenetik manchen Arten gegen den Klimawandel?

Yi Jin Liew et al.: Epigenome-associated phenotypic acclimatization to ocean acidification in a reef-building coral. Science Advances 4, 06.06.2018, doi: 10.1126/sciadv.aar8028. 

Taewoo Ryu et al.: The epigenetic landscape of transgenerational acclimation to ocean warming. Nature Climate Change 8, 30.04.2018, S. 504-509.

Per Definition beschäftigt sich die Epigenetik mit vererbbaren Umweltanpassungen, die nicht im DNA-Code gespeichert sind. Epigenetische Veränderungen  wirken deshalb schneller und flexibler als die klassische Darwin‘sche Evolution, die über zufällige Mutationen von Genen und eine anschließende Selektion funktioniert. Nun keimt Hoffnung auf, dass die Epigenetik manchen bedrohten Arten deshalb bei der Anpassung an den menschengemachten Klimawandel hilft. Gleich zwei aktuelle Studien berichten über Experimente, die ein wenig zuversichtlich stimmen.

Yi Jin Liew und Kollegen beobachteten die Reaktion einer Korallenart auf eine zunehmende Übersäuerung des Wassers. In den Ozeanen steigt wegen des Klimawandels derzeit der pH-Wert an, was ganze Korallenriffe bedroht, da es den Tieren den Bau ihrer Kalkskelette erschwert. Nun zeigte sich, dass die Korallen in Folge des permanenten Säure-Stresses ihre Genregulation epigenetisch verändern. Dadurch wurden die Zellen und die Polypen größer, die Skelette grobporiger – alles angeblich sinnvolle Anpassungen.

Tewoo Ryu und Kollegen schauten sich an, wie sich ein bestimmter, in Korallenriffen lebender Fisch über mehrere Generationen hinweg epigenetisch verändert, wenn die Wassertemperatur um drei Grad steigt. Die Forscher entdeckten weitflächige epigenetische Reaktionen. Unter anderem waren 193 Gene betroffen, die die Forscher eindeutig in Verbindung bringen konnten mit Anpassungen des Stoffwechsels an gestiegene Umwelttemperaturen. So verbesserte sich die Fähigkeit zur Sauerstoff-Aufnahme. Eine derartige positive transgenerationelle epigenetische Reaktion auf den Klimawandel sei erstmals bei einem Wirbeltier gemessen worden, schreiben die Forscher