Katharina Gapp et al.: Implication of sperm RNAs in transgenerational inheritance of the effects of early trauma in mice. Nature Neuroscience 17, 05/2014, S. 667–669.
Glückwunsch an das Labor von Isabelle Mansuy an der Universität Zürich. Sollten sich dort gewonnene Resultate bestätigen, ist den Epigenetikern ein großer Wurf gelungen. Als Erste scheinen sie den lange gesuchten Botenstoff ermittelt zu haben, mit dem epigenetisch fixierte Umweltanpassungen Generationsgrenzen überspringen. Schon vor vier Jahren zeigten Mansuy und Kollegen, dass eine frühkindliche Traumatisierung männlicher Mäuse das Verhalten der Nachfahren noch drei Generationen später beeinflusst (siehe Newsletter Epigenetik 03/2010). Allerdings blieb unklar, wie die epigenetische Botschaft in die Keimbahn gelangt und Generationsgrenzen überspringt.
Jetzt scheinen die Züricher den passenden Boten gefunden zu haben: Vermutlich als Folge des Traumas verändert sich der Gehalt bestimmter Mikro-RNAs in den Spermien der Mäuse. Auch diese Stoffe wirken epigenetisch. Sie werden aber anders als DNA-Methylierungen oder Histonmarkierungen nach der Befruchtung nicht ins ursprüngliche Stadium zurückversetzt.
Für die Mikro-RNAs als transgenerationellen epigenetischen Boten spricht ein trickreiches Experiment: Isolierten die Forscher die Mikro-RNAs aus den Spermien der traumatisierten Mäuse und injizierten sie in Eier, die von einem nicht gestressten Männchen befruchtet worden waren, zeigten die Nachkommen dennoch das typische Verhalten stark gestresster Tiere. Offenbar gelingt es den Substanzen, die Epigenome der Nachkommen gezielt umzuprogrammieren. Wie sie das machen, ist noch unklar.