Die Epigenomik – also die Analyse und der Vergleich ganzer Epigenome – wird derzeit zum Leitthema der Epigenetik und der funktionellen Genomforschung. Sie liefert den Schlüssel zur funktionellen Interpretation des menschlichen Genoms und trägt so fundamental zur Aufklärung von normalen und krankhaften genetisch gesteuerten Prozessen im Leben einer Zelle bei.
Die Next-Generation Sequenzierer erlauben endlich die komplexe Kartierung von DNA- und Histonmodifikationen. Nach erfolgreichen Pilotprojekten wie ENCODE (USA) oder HEROIC (EU) legen Fördereinrichtungen nun weltweit große Programme auf. Die US-Gesundheitsbehörde machte 2008 mit einem 190 Millionen Dollar-Programm im Rahmen der Epigenomics Roadmap den Anfang. Die Europäische Kommission hat gerade ein 30 Millionen Euro umfassendes Paket ausgeschrieben und einige europäische Nationen planen eigene Programme.Das International Human Epigenome Consortium IHEC soll diese Aktivitäten koordinieren. Gemeinsam werden in den kommenden Jahren 1000 Referenz-Epigenome entziffert und der Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht werden. Und es sollen Standards entstehen, die das Erstellen, Lesen und Interpretieren solcher Karten erleichtern. Länder, die sich als Förderer beteiligen wollen, müssen mindestens 10 Millionen US-Dollar bereitstellen. 130 Millionen werden für die erste Phase benötigt.
Die Hoffnung unter den Epigenomforschern ist groß, dass auch Deutschland einen Beitrag zu IHEC leistet. Das Land, das den Einstieg ins Human-Genomprojekt einst „verschlief“, könnte zu den federführenden Nationen auf einem neuen zukunftsträchtigen Feld avancieren. Dass das Geld gut angelegt wäre, unterstreicht einmal mehr dieser Newsletter Epigenetik: Wie schon die letzten Ausgaben, verweist er auch auf einige wichtige Arbeiten mit deutscher Beteiligung.
Herzlich, Ihr Jörn Walter
(Foto: Privat)